Cranach

[501] Cranach, Lucas von C., eigentlich Sunder, geb. 1472 zu Kronach im Bambergischen (daher der Name); Sohn eines Malers, von welchem er das rohe Technische der Malerkunst lernte. Früh kam er nach Koburg, wo er zuerst als Thiermaler auftrat. Hier lernte ihn Kurfürst Friedrich der Weise kennen u. nahm ihn mit sich an seinen Hof; 1493 begleitete er den Kurfürsten auf seiner Reise nach Palästina; seit 1500 portraitirte er, u. von 1502 an hat man von ihm selbständige Compositionen. Aus dieser Zeit sind auch viele Holzschnitte von C., meist Jagdstücke, vorhanden. 1504 ernannte ihn der Kurfürst zu seinem Hofmaler; als solcher ließ er sich in Wittenberg nieder u. wurde 1508 in den Adelstand erhoben; 1509 machte C. eine Reise nach den Niederlanden. In Wittenberg war C. Luthers Freund geworden, daher seine zahlreichen Abbildungen Luthers in allen Verhältnissen des Lebens u. von dessen Familie u. Schülern. 1519 wurde er Rathsherr u. Kämmerer u. 1537–44 Bürgermeister in Wittenberg; dort erlebte er den Tod seiner Gattin Barbara, geb. Brenzbier aus Gotha (st. 1541), u. Luthers u. die Gefangennehmung des Kurfürsten Johann Friedrichs bei Mühlberg. Trotz der ehrenvollen Einladung des Kaisers an den Hof, folgte C. seinem Fürsten nach Innsbruck in die Gefangenschaft u. kehrte mit demselben 1552 nach Sachsen zurück;[501] er st. 16. Oct. 1553 in Weimar, wo die Söhne des Kurfürsten Joh. Friedrich ihm ein Denkmal setzten, C-s Gemälde sind in der Composition nicht poetisch u. haben oft fehlerhaftes Costum u. Anachronismen; dennoch sind sie leicht, wahr, richtig gezeichnet, von kräftigem Pinsel u. von frischem u. lieblichem Colorit. Unter seinen historischen Gemälden sind die Altarblätter der Stadtkirchen zu Weimar, Wittenberg, Naumburg u. der dortigen Domkirche vorzüglich. Außerdem bewahrt fast jede größere od. kleinere Gallerie eine Anzahl Bilder C-s, in denen sich häufig der Sündenfall, die Lucretia u. das Bild der Madonna wiederholt. Seine Holzschnitte, gegen 300, kommen in künstlicher Hinsicht seinen Gemälden nicht gleich. Lebensbeschreibung von Schuchardt, Lpz. 1851, 2 Bde. Von seinen beiden Söhnen überlebte ihn der jüngere, Lucas, der Portraitmaler war u. 1586 als Bürgermeister von Wittenberg starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 501-502.
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