Formschneidekunst

[423] Formschneidekunst, Kunst der Formschneider, für Kattun-, Leinwand- u. Seidendrucker, auch wohl für Kartenmacher, Lederarbeiter, Pfefferkuchenbäcker, Formen aus Holz u. Metall zu schneiden. Sie nehmen zu den Druck formen ein Stück Buchsbaum- od. Birnbaumholz (Formbret od. Form-holz), das zur Bequemlichkeit auf ein eichenes, mit Handgriffen versehenes Bret befestigt wird u. unten ein Loch hat, mit welchem es auf einen eisernen Stift der Werkbank gesteckt wird, um leicht herumgedreht werden zu können. Nachdem der Formschneider die Zeichnung auf das Holz gemacht hat, schneidet er zuerst dicht an der Zeichnung auf beiden Seiten derselben mit dem Formschneidemesser, einem länglichen Stahlstreifen, das in einem hölzernen, von. unten herauf gespaltenen Heft steckt u. durch eine darüber geschobene Metallzwinge festgehalten wird u. mit der winkelförmig geschliffenen zweischneidigen Spitze nur einige Linien über die Zwinge hervorragt, schräg abwärts ein. Das von der Zeichnung losgeschnittene Holz arbeitet er dann mit Hohl- u. Stemmeisen (Filtireisen), welche letztere vorn rechtwinkelig ein- u. wiederausgebogen sind, heraus. so daß die ganze Zeichnung im Holze erhaben steben[423] bleibt. Die in einem Mustervorkommenden Punkte werden durch eingeschlagene Drahtstifte hervorgebracht. Man hat auch Formen (Stippelformen), deren Oberflächen ganz aus Drahtstisten u. Blech-stücken bestehen. Zum Zerstückeln der Drahtstifte dient die Formschneidemaschine, deren Haupttheil eine große, mit dem einen Schenkel in einem Klotze befestigte Schere ist. Vor der Schere ist ein hölzerner Kasten, welcher auf drei Seiten einen Durchschnitt hat, durch welchen die Scherenblätter gehen; wenn man nun in den Kasten ein Bündel Draht steckt, kann man auf einmal eine Menge Stifte losschneiden, welche in dem Kasten liegen bleiben; vgl. Holzschneidekunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 423-424.
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