Geschichtsmalerei

[266] Geschichtsmalerei (Historische Malerei), die Malerei, welche bestimmte geschichtliche od. der Geschichte angehörige Ereignisse, Zustände u. Personen in geschichtlicher Weise darstellt. Wie die Geschichte im Gegensatz gegen die Chronik nur das Bleibende, Große u. neu Gestaltende aufzeichnet, so[266] wird es auch Aufgabe der G., ihre Gegenstände, mit Hintansetzung der Zufälligkeiten, in ihrem entscheidenden Moment, in ihrer wesentlichen Bedeutung aufzufassen. In gleicher Weise hält sie auch bei der Darstellung u. deren Mitteln sich vor Allem an die wesentlichen Formen u. großen Züge u. spricht somit das Bestimmteste in möglichst allgemeiner Weise aus. Da sie hierbei nicht ausschließend auf natürliche Vorbilder angewiesen ist, sondern zugleich auf eigenes Vorstellungsvermögen u. Gefühl, so sind die Hauptquellen für sie Phantasie u. Geschmack, u. da diese sich nach Zeiten, Orten, Personen etc. verschieden gestalten, so gehört sie mit zur Charakteristik von Zeiten u. Völkern u. heißt auch deswegen noch die geschichtliche. Die vorzüglichsten Schulen der G. sind die Florentinische, Römische, Bolognesische, Französische u. die Alt- u. Neudeutsche. Die größten alten Geschichtsmaler sind: Michel Angelo, Rafael u. Albrecht Dürer. Nicht alle haben in gleicher Strenge das Princip festgehalten, sondern sich entweder ohne Selbständigkeit dem natürlichen Vorbild u. seinen Zufälligkeiten Preis gegeben (Naturalismus), od. sie haben ihrer Phantasie sich überlassen, wohl Allgemeines, aber nicht Wesentliches aus der Natur genommen u. sich von dieser bis ins Gegentheil entfernt (Manier).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 266-267.
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