Gesichtskrampf

[297] Gesichtskrampf, Spasmus nervi facialis, engl. Tic convulsiv), ein Krampf, der einzelne od. alle vom Gesichtsnerv versorgte Gesichtsmuskeln einer, selten beider Seiten befällt. Die Stirn- u. Hinterhauptmuskeln werden auf- u. abgezogen, die Augenbrauen gerunzelt, die Augenlider abwechselnd geöffnet u. geschlossen, die Nasenflügel zucken od. machen eine schnüffelnde Bewegung, der Mundwinkel verzieht sich; diese das Gesicht verzerrenden Bewegungen stellen sich plötzlich ein, verschwinden u. kehren nach kurzen Pausen wieder. Die permanente Zusammenziehung, der tonische G., ist selten. Anfänglich ist der Krampf oft von Schmerzen begleitet, später hören sie auf u. selbst der tonische G. ist alsdann ohne die geringste Empfindung; zuweilen ist das Gefühlsvermögen abgestumpft. Unter den auf einzelne Fasern des Gesichtsnerven beschränkten Formen kommen bes. der Augenlidkrampf (Blepharospasmus), das Sardonische Lächeln od. der Hundskrampf (Risus sardonicus, Spasmus cynicus) häufig vor. Zuweilen ist der G. mit convulsivischer Affection anderer Nerven complicirt. Der G. kann durch Erkältung entstehen, rheumatischer G. häufig aber geben sogenannte Reflexreize den Anlaß, wie z.B. Entzündung u. mechanische Verletzung des Auges; oft geht der Reiz vom Darmkanale aus, u. so entsteht bei Wurmkrankheit leicht Augenlidkrampf, od. bei Hysterischen von der Gebärmutter aus das Sardonische Lächeln. Die Behandlung ist oft ohne Erfolg, am ehesten noch bei rheumatischem G.; im Übrigen ist stets die Ursache aufzusuchen u. zu beseitigen, u. wo sich keine Ursache auffinden läßt, sind nur beruhigende Mittel anwendbar. In neuerer Zeit wurde die subcutane Muskeldurchschneidung oft mit Nutzen ausgeführt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 297.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika