Harīri

[39] Harīri, Abu-Mohammed Kasem Ben-Ali H, d.h. Seidenhändler, geb. 1054 od. 1055 in Basra, gest. daselbst im September 1122 n. Chr. Etwa 30. Jahre alt, übernahm er das Amt eines Referenten über die politischen Verhältnisse seines Landes theils an den Sultan der Seldschuken, theils den Khalifen zu Bagdad. Einen unsterblichen Namen erwarb er sich durch seine Mâkamat (d.i. Sitzungen), eine Reihe von 50 kleinen, anekdotenartigen Novellen, in denen ein u. dieselbe Person, der Abu-Seid von Serudsch, als Hauptheld in den verschiedensten Situationen u. Verkleidungen auftritt, womit er, obgleich er in Hamadani (s.d.) einen Vorgänger hatte, eine eigene Gattung der arabischen Kunstdichtung (s. Makamen) begründete Das Werk fand zahlreiche Commentatoren, bes. Motharrezi u. Al-Scherischi, mit Benutzung derselben verfaßte S. de Sacy den arabischen Commentar zu seiner Ausgabe der Makamen (Par. 1821–22, 2 Bde.), welche von Reinaud u. Derenbourg (ebd. 1847–53, 2 Bde.) neu herausgegeben u. von Nasif-al-Jazidschi in Beirut einer Kritik unterworfen (Epistola critica Nasifi-al-Jazigi, herausgegeben von Mehren, Lpz. 1848) wurde. Andere Ausgaben erschienen in Calcutta (1809–14, 3 Bde.) u. mit gedrängtem Commentar in Cairo (besorgt vom Scheich Mohammed Altunsi, 1850). Lithographirt erschienen die Makamen mit persischer Interlinearversion u. Noten in Lucknow u. mit einem Commentar von Abd-ul-Kerim in Dilly (1849). Eine lateinische Übersetzung gab Peiper (Lpz. 1835), eine Nachahmung Rückert (Die Verwandlung des Abu-Seid von Serug, 2 Bde., Stuttg. 1844, 3. Aufl.) heraus. Unter H-s vielen grammatischen Schriften sind zu nennen: Molhatal-trab, eine Abhandlung über die arabische Syntax in Versen, u. Durr-al-ghawas, über arabische Idiotismen; von beiden sind Bruchstücke in S. de Sacy's Anthologie grammaticale arabe (Par 1831) mitgetheilt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 39.
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