Helvidius

[228] Helvidius, 1) eine wahrscheinlich aus Samnium stammende römische Familie, in welcher merkwürdig ist: H. Priscus, ein in den Wissenschaften, bes. in der Stoischen Philosophie, bewanderter Mann, lebte unter Nero in Rom, wurde Quästor, Prätor u. 56 n. Chr. Volkstribun; seiner republikanischen Gesinnungen halber von Nero aus Italien verwiesen, hielt er sich bis zu dessen Sturz in Macedonien auf u. wurde von Galba zurückgerufen; Vespasian, der ihn abermals verbannte, ließ ihn zuletzt, da er von seinen freien Gesinnungen nicht abwich, hinrichten. 2) H., ein Häretiker des 4. Jahrh., war Schüler des Arianers Auxentius in Mailand u. lebte dann um 365–85 in Rom unter Bischof Damasus; in einer Schrift, welche er dort verfaßte, suchte er nachzuweisen, daß Maria nach der Geburt Jesu von Joseph noch mehrere Kinder geboren habe; er trat auch der mönchischen Askese entgegen u. verwarf deren Verdienstlichkeit. Seine Anhänger hießen Helvidianer u. sind verwandt od. identisch mit den Antidikomarianern (s.d.). Hieronymus schrieb gegen H. im Jahre 383 seine Schrift Adversus Helvidium.[228]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 228-229.
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