Askēse

[820] Askēse (v. gr.), 1) Übung; 2) bei den Griechen bes. die Lebensart der Athleten; 3) bei den Christen die geistliche Übung in Sittlichkeit u. Andacht, u. da man Enthaltsamkeit u. Entsagung für das erste Tugendmittel ansah, vorzüglich die enthaltsame Lebensart, zuletzt auch ausschließlich die der Mönche; daher 4) übertriebene Enthaltsamkeit u. Strenge gegen sich selbst. Die A. ist ihrer Natur nach theils religiös, Belebung u. Läuterung des Gefühls; theils sittlich im engern Sinne, Anleitung u. Gewöhnung zur thätigen Sittlichkeit, u. Asketen (Asketiker) findet man unter den Heiden (Pythagoreer), Juden, (Therapeuten) u. Christen, bei Letzteren bes. vom 3. Jahrh. an; die Lateinische Kirche (Tertullian) nannte sie Continentes. Später waren die Asketen so v.w. Anachoreten, Mönche u. Nonnen (Letztere Asketriä, Asketinnen), welche aus den A. entstanden; 5) diejenigen, welche Anderen durch Wort u. Schrift Anleitung zur religiösen Erbauung geben, bes. die Verfasser von Formularen zu Gebeten, Selbstprüfungen, Andachtsübungen etc. Asketik (Asketische Theologie), die wissenschaftliche od. auch praktische Anleitung, wie der Mensch zur Übung der Tugend u. zur Verstärkung u. Befestigung in derselben geführt werden könne. Asketisch, zur A. od. Asketik gehörig; daher Asketisches Leben, büßendes, entsagendes od. beschauliches Leben. Asketische Schriften, 1) ältere Werke, welche von den Mitteln handeln, durch welche die Asketen zu größerer Heiligkeit zu gelangen glaubten, das a-e Leben empfahlen u. als verdienstlich priesen; 2) Bücher, welche Weckung u. Belebung religiösen Sinnes u. Tugendeifers bezwecken, Gesang- u. Gebetbücher, Erbauungsschriften etc.; unter den älteren bes. Arnd, Heinr. Müller, Scriver u. Thomas a Kempis (Nachfolge Christi) etc.; unter den neueren Zschokke (Stunden der Andacht), Witschel, Tholuck u. v. g.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 820.
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