Idealismus

[774] Idealismus, das philosophische System, welches das Ideale als ursprünglich, das Reale als abgeleitet setzend, entweder die Dinge außer sich für bloße Vorstellungen des betrachtenden wirklichen Subjects, od. das Bestehen der Sinnenwelt wenigstens für sehr problematisch u. unerweislich hält. Durch die verfehlten Bemühungen der Philosophie, das Ideale u. Reale in Übereinstimmung zu setzen, ging er durch die Eleatische Schule zu Parmenides, Demokritos, Anaxagoras u. den Kyrenaikern durch, bis auch Descartes, Malebranche u. bes. Berkeley (s.d.) folgten. Der Letztere suchte zu beweisen, daß kein Körper u. kein materielles Wesen vorhanden, u. daß jede äußere Empfindung nur ein Begriff sei, den uns Gott mittheile. Erst Kant, seinen kritischen I. entgegen setzend, erschütterte Berkeleys System durch die Behauptung, daß die Sinnenerkenntniß die einzige Erkenntniß sei, welche für den Menschen Wahrheit enthalten. Die Fichtesche Philosophie führt alles Sein auf die absolute Subjectivität zurück. Einen absoluten I. lehrt die Hegelsche Philosophie. Ästhetischer I. ist die Kunsttheorie, welche von dem Künstler fordert, daß er bei seinen Schöpfungen, ohne sich an die Gesetze des Natürlichen zu halten, seinen eigenthümlichen Ideen folgt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 774.
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