Instinct

[939] Instinct (v. lat. Instinctus), der durch die eigene Natur eines thierischen Wesens, ohne dabei durch eine Vorstellung od. Überlegung geleitet zu werden, bedingte Trieb desselben, etwas zu verrichten, was unmittelbar auf die Erhaltung u. das Wohlsein desselben, als Individuums, od. auch der Gattung nach, Bezug hat. Der I. äußert sich im thierischen Leben sehr mannigfaltig, bes. aber strebt er: etwas zu erlangen, was die Natur des thierischen Wesens fordert, bes. sich als Nahrungstrieb kund thuend; etwas zu beseitigen od. zu fliehen, was ihr zuwider ist u. sie bedroht (Bewegungs- u. Freiheitstrieb); das Geschlecht fortzupflanzen, Begattungstrieb, u. besonders Fürsorge für Junge, so lange diese derselben nicht entrathen können, u. dies oft schon, ehe sie noch vorhanden sind, wie in dem Nestbau der Vögel. I. gleichsam in erhöhter Potenz u. hier nach Analogie von Vernunft wirkend sind die Kunsttriebe, nach denen Thiere entweder für sich, od. häufig in Verbindung (wie die Bienen) bewunderungswürdige Gebilde darstellen. Mancher I. erwacht nur zu gewisser, aber immer zur rechten Zeit, wie z.B. der Trieb zu wandern bei Zugvögeln, u. sie verlöschen, wenn der Zweck erreicht ist, so stoßen die Vögel ihre flüggen Jungen aus dem Neste. In einzelnen Fällen leitet aber auch der I. irre, wie wenn z.B. Schmeißfliegen ihre lebendigen Larven auch in die Blumen der Stapelia hirsuta, von deren den des faulen Fleisches ähnlichen Geruch verleitet, legen. Auch Menschen haben I., z.B. den I. zur Erhaltung des Lebens, zur Nahrung u. zur Wiederherstellung der Kraft nach der Erschöpfung durch Schlaf, zur Liebe u. Anhänglichkeit an nahe stehende Personen etc. Hieraus entstehen eine Menge Handlungen, die deshalb vom ethischen Standpunkt keinen Werth haben. Der I. steht unter Herrschaft der Vernunft u. unter den, mit deutlichem Bewußtsein begleiteten Neigungen mehr versteckt, od. auch, wie in der Geschlechtsliebe, veredelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 939.
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