Trieb

[810] Trieb, 1) die beharrlich wirkende, einem Dinge inwohnende Ursache einer Thätigkeit, insofern ihr eine Richtung auf einen bestimmten Zweck beigelegt wird. Man wendet dabei diesen Begriff nicht sowohl im Gebiete der leblosen Natur an, wo man vielmehr nur von Kräften spricht, als zunächst in dem der lebendigen (organischen) u. bezeichnet damit die Regelmäßigkeit, mit welcher ein lebender Organismus, innerhalb gewisser Grenzen mit Überwindung entgegenstehender Hindernisse, in bestimmter Weise thätig ist. Hierher gehörtder Bildungstrieb (Nisus formativus) der Pflanzen u. Thiere, als die denselben inwohnende Ursache ihrer Gestaltung u. Entwickelung; der Nahrungs- u. Geschlechts- (Fortpflanzungs-) trieb, die höchst mannigfaltigen Kunsttriebe (Instincte) der Thiere. Bei dem Menschen findet sich nicht nur ein Theil dieser thierischen T-e wieder, sondern man bezeichnet bei ihm dadurch auch gewisse constant u. beharrlich wirkende Impulse des Begehrens u. Wollens, der Zuneigung u. der Abneigung, welche entweder der menschlichen Natur allgemein zukommen, od. gewissen Klassen von Menschen nach ihren durch Nationalität, Geschlecht, Alter, Bildungsgrad etc. bedingten Verschiedenheiten eigenthümlich sind, od. endlich selbst bei einzelnen Individuen bes. merklich hervortreten. Solche T-e sind der Selbsterhaltungs-, der Geselligkeitstrieb, od. in specielleren Gebieten der Ehrtrieb, Thätigkeits- od. Arbeitstrieb, der T. nach bestimmten Arten der Beschäftigung u. des Genießens, der Erwerbstrieb etc. Man unterscheidet dabei entweder nach den Beziehungspunkten einzelner T-e, od. nach Gesichtspunkten einer ästhetischen od. sittlichen Werthgebung sinnliche u. geistige, niedere u. höhere T-e, u. die Gewalt der ersteren bringt den Menschen oft in Conflict mit den Anforderungen der geistigen Bildung u. der Sittlichkeit. Da die gewöhnliche Ansicht alle diese T-e als den Dingen od. Personen kraft ihrer Natur inwohnende Ursachen auffaßt, so ist sie sehr geneigt dieselben als angeboren zu betrachten; jeder T. erscheint als Naturtrieb; in der organischen, aber unbewußten Natur als eine Macht, welche das Ganze der Entwicklungsweise eines Dings bestimmt u. lenkt, im Gebiete des psychischen Lebens als der Quell, aus welchem die einzelnen Thätigkeitsacte hervorgehen; daher individuell bestimmte T-e häufig als Kennzeichen besonderer Anlagen angesehen werden u. umgekehrt die Anlagen u. Talente sich durch eine bestimmte Beschaffenheit u. Richtung der T-e zu erkennen geben. Eine genauere Untersuchung lehrt jedoch, daß der Begriff des T-es eigentlich nur unsere Unwissenheit über die Ursachen bestimmter Thätigkeitsweisen verhüllt. Keins von den Dingen u. Ereignissen, auf welche er angewendet wird, ist ein einfaches, sondern jedes ein vielfach zusammengesetztes, u. die Äußerung des T-es hängt immer von gewissen Beziehungen u. Verbindungsweisen ab, ohne welche sie entweder nicht eintritt, od. sich verschiedenartig modificirt. Für die wissenschaftliche Untersuchung entsteht dadurch die Aufforderung der größeren od. geringeren Anzahl parti. ller Ursachen nachzuforschen, durch welche die Erscheinungen, welche zu dem Begriffe des T-s Veranlassung geben, nach allgemeinen Gesetzen bedingt sind. 2) so v.w. Schoßling der Pflanzen; 3) so v.w. Trift u. Triftgerechtigkeit; 4) so v.w. Treibjagen; 5) ein einzelnes Treiben in einer Treibjagd,; 6) eine Herde Vieh; 7) so v.w. Triebrad u. Getriebe 4); 8) von Schießgewehren die Eigenschaft die Kugel mehr od. weniger weit fortzutreiben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 810.
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