Kaferistan

[212] Kaferistan (Kasseristan, Kafiristan [d. i. Land der Ungläubigen], auch Tschitral genannt), ein kleines, schwer zugängliches Gebirgsland in der Freien Tatarei (Mittelasien) zwischen Peschawer, Kabul, Kundus, Badakhschan u. Gilgit, im Westen u. Nordwesten vom Hindukusch, im Osten vom westlichen Himalaya eingeschlossen u. von einzelnen Ketten des Hindukusch zugleich durchzogen; wird bewohnt von den Kasern (Kasirn [d. i. im Arabischen die Ungläubigen], franz. Causirs, Siahputschen, Siyah-Poschen [d. i. Schwarzröcke], weil sie Kleider von schwarzen Ziegenfellen tragen); sie sind ein schöner Menschenschlag, wahrscheinlich indogermanischen Stammes u. meist noch Heiden, da sie sich schon seit der ersten Ausbreitung des Islam in Ostpersien der Annahme desselben standhaft widersetzt haben. Sie wohnen in hölzernen, an den Bergabhängen erbauten Häusern, leben von Viehwirthschaft u. Früchten, führen Bogen, Dolche u. Flinten, bekriegen sich unter einander, u. theilen sich in die Stämme: Kamolschi (Hauptdorf Kamotschi mit 400 Häusern) u. Tsokui. Außer in der Freien Tatarei wohnen viele Kasern auch in Afghanistan. Die Hochgebirge sind mit ewigem Schnee bedeckt, die Thäler fruchtbar u. mit Flüssen durchzogen, von denen einige Gold führen; dort gedeihen Weizen, Mais, Hirse u. Südobst. Als der letzte einheimische Beherrscher, Bijoy-Singh, im April 1857 starb, wurde das Land dem Indobritischen Reiche einverleibt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 212.
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