Kantharīden

[286] Kantharīden (Spanische Fliegen, Cantharĭdes, Lyttae vesicatoriae Fabr.), 6–10 Linien langer, 2–3 Linien breiter Käfer (s.u. Pflasterkäfer), mit grünlich-goldgelben Flügeldecken, von unangenehmem, eigenthümlichem, starkem Geruch; in Mittel- u. Südeuropa, doch auch in Norddeutschland zu Anfang des Sommers schaarenweise auf Eschen, Rainweide, Spanischem Flieder etc. sich niederlassend, von wo sie vor Sonnenaufgang, wenn sie noch von der Kühlung u. Feuchtigkeit der Nacht erstarrt sind, auf untergebreitete Tücher abgeschüttelt, durch Essig- od. Schwefelsäure getödtet, in einer warmen Stube getrocknet u. in verschlossenen. Gefäßen aufbewahrt werden. Sie enthalten einen scharfen, die blasenziehende Eigenschaft im hohen Grade besitzenden u. dieselbe dem Öle, in welchem es steh auflöst, mittheilenden Stoff (Kantharidin, Kantharidencampher), welcher im reinen Zustande kleine glimmerartige Blättchen bildet u. durch Ausziehen des mit Wasser bereiteten, zur völligen Trockene abgedampften Auszugs der K. mit heißem, starkem Weingeist, Abdampfen, Ausziehen des Rückstandes mit Äther, welchen man verdampfen läßt, u. nochmaliges Ausziehen mit kaltem Weingeist, der eine gelbe Materie hinwegnimmt, dargestellt wird, leicht in Äther u. in fetten Olen löslich ist. Der Gebrauch der K. als äußeres blasenziehendes u. dadurch ableitendes Mittel ist häufig, seltener die innere Anwendung desselben als urintreibendes Mittel, bei Atonie der Blase, bei Wassersuchten u. als den Geschlechtstrieb aufreizendes Mittel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 286.
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