Kattywar

[386] Kattywar, eigentlich nur der Name eines Districtes der Halbinsel von Cutch (s. d.) od. Guzerat (s d.), aber gewöhnlich auf die ganze Halbinsel ausgedehnt, wird im Norden u. Nordwesten vom Runn u. dem Golf von Cutch, im Süden u. Südwesten vom Arabischen Meer, im Osten vom Golf Cambay u. dem britischen District Ahmedabad begrenzt, liegt zwischen 20°42' bis 23°10' nördl. Br. u. 69° 5' bis 72° 14' östl. L. (von Greenwich), umfaßt 19,850 englische (938 deutsche) O. M. u. zerfällt in die zehn Districte (Prants) Jhalawar, Kattywar, Muchoo-Counta, Hallar, Soruth, Burda, Gohilwar, Oond-Surweya, Babriawar u. Okamundel. Diese Districte zerfallen wiederum in die Besitzungen kleiner Fürsten, deren man 216 zählt, u. von denen ein Theil den Briten, ein anderer dem Guicowar tributpflichtig sind. Das Gesammteinkommen derselben beträgt 450/172 Pfd. Sterl., von denen 104,739 für Tribut in Abrechnung kommen. Die Militärmacht derselben besteht aus 4000 Mann Kavallerie u. 8000 Mann Infanterie. Die kleinen Fürsten regieren ziemlich unabhängig; wichtigere Criminalfälle werden durch einen von den Briten eingesetzten Gerichtshof entschieden. Der Boden der Halbinsel ist im Ganzen wellenförmig; niedrige Höhenzüge erstrecken sich nach allen Seiten hin. Der mittlere Theil ist der höchste; große Strecken bilden schwer zugängliche Waldwildnisse u. Jungles, in denen Löwen, Leoparden, Wölfe, Schakals, Füchse, Eber, Rehe u. Antilopen in großer Anzahl hausen u. aus denen von Zeit zu Zeit zahllose Schaaren von Ratten hervorbrechen, welche die furchtbarsten Verwüstungen anrichten u. dadurch 1814 die Ursache einer Hungersnoth wurden. Von Hausthieren waren einst die Pferde der Halbinsel sehr berühmt, doch ist die Race in neuerer Zeit herabgekommen, Kameele finden sich wenig; zahlreich sind die Büffel u. Kinderheerden. Von Feldfrüchten werden namentlich Bajra, Mais u. Weizen angebaut; Zuckerrohr wächst in Überfluß, wird aber nicht verwerthet; Baumwolle ist der wichtigste Ausfuhrartikel. Der Boden ist im Ganzen nicht fruchtbar, doch, namentlich im südlichen Theile, gut bewässert, das Klima in den meisten Gegenden für den Europäer tödtlich. Die Bevölkerung wird auf 1,468,900 Seelen geschätzt. Die wichtigsten Städte sind Amreli, Choteyla, Koondla, Buggusra, Cheetal. Der Name K, ist von den Katties entlehnt, einem eigenen eigenthümlichen Volksstamme, der vom Indus her (nach Anderen aus Hochasien) eingewandert ist, sich körperlich vor seinen Nachbarn auszeichnet u. den größten Theil der Bevölkerung in dem District K. bildet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 386.
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