Kirschlorbeer

[540] Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus). ansehnlicher Baum im Orient, auch in Südeuropa, bei uns in Glashäusern durchzuwintern, mit lederartigen, immergrünen, glänzenden, dunkelgrünen, oft weiß gefleckten, länglicheiförmigen, spitzigen, zerrieben wie bittere Mandeln riechenden u. ähnlich schmeckenden Blättern (welche deshalb, nicht ohne Gefahr, hier u. da in Milch gelegt werden, um dieselbe wohlschmeckend zu machen), weißen, traubenständigen,[540] bei uns selten hervorkommenden Blüthen, fast schwarzen Steinfrüchten, bes. in den Blättern Blausäure enthaltend. Aus den Blättern wird das Kirschlorbeeröl (Oleum laurocerasi), ätherisches Öl bereitet, es ist gelblich, etwas schwerer als Wasser u. riecht stark nach Blausäure u. Bittermandelöl; es wird durch Destillation der frischen Blätter mit Wasser erhalten; das wässerige Destillat ist unter dem Namen Kirschlorbeerwasser officinell, es ist von starkem, den bitteren Mandeln ähnlichem Geruch u. Geschmack, ein eben so kräftiges Heilmittel als starkes Gift, häufig gegen Krämpfe, Leber- u. Drüsenverhärtungen, Mutterkrebs, anfangende Lungensucht, auch, in Verbindung mit Bilsenkraut, gegen Lungenentzündung, nach vorhergegangenem Aderlaß, auch gegen den Bandwurm angewendet. In vielen neueren Pharmakopöen ist Kirschlorbeerwasser dem Bittermandelwasser (Aqua amygdalarum amararum) völlig gleichgestellt, u. daher gestattet, eins dem anderen zu substituiren, sobald nur beide den vorschriftmäßigen gleichen Blausäuregehalt besitzen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 540-541.
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