Knochenmehl

[613] Knochenmehl, zerkleinerte, aufgelöste od. gedämpfte Thierknochen. Es enthält alle die Substanzen, welche den Thieren als gutes Nahrungsmittel dienen u. dem Boden die durch die Körnerernten entzogenen mineralischen Stoffe wieder ersetzen. Als Futtermittel, namentlich für Pferde, Schweinen. Federvieh ist das K. erst in neuester Zeit empfohlen u. angewendet worden u. wird zu diesem Behuf in den Knochenmehlfabriken bes. präparirt; es ist sehr nahrhaft u. bes. für junge Thiere geeignet. Als Düngemittel wendet man Knochen in drei verschiedenen Formen an: a) in trocken gemahlenem Zustände, bes. wichtig ist hierbei der Grad der Zerkleinerung. Grobkörnige Knochen zersetzen sich erst sehr spät, u. die erste Frucht hat deshalb gar keinen Gewinn von solcher Düngung. Man muß deshalb die Knochen in möglichst gepulvertem Zustande verwenden; das Pulvern derselben geschieht auf besonderen verschieden eingerichteten Knochenmühlen, s.d. Die zerkleinerten Knochen werden erst mit Jauche begossen, fleißig umgearbeitet, in einen Hausen zur Gährung gebracht, mit Tüchern bedeckt u. nach 24–38 stunden ausgestreut, b) Als saurer phosphorsaurer Kalk; derselbe besteht aus einer Behandlung der Knochen mit Schwefelsäure er wirkt schneller u. stärker als die Knochen in anderer Bereitungsweise, da der in den Knochen enthaltene phosphorsaure Kalk in eine lösliche Form gebracht ist u. von den Pflanzen leichter aufgenommen wird. Zur Bereitung des saueren phosphorsauren Kalkes werden die Knochen so sein als möglich gemahlen. u. gesiebt; dann bildet man von ihnen einen Haufen, gießt über denselben hinreichend Wasser u. sticht ihn einigemal um. Sind die Knochen gleichmäßig u. hinrückend gesättigt, so wendet man 1/6 vom Gericht des K-s Schwefelsäure an u. sticht den Hausen[613] gut um. c) Als gedämpftes K.; man bringt die Knochen in einen Bottich, verschließt denselben u. läßt von einem Dampfkessel die Dämpfe hineinströmen. Sind die Knochen erweicht, so werden sie zerkleinert. Man kann den Knochendünger zu allen Früchten u. auf alle Bodenarten, mit Ausnahme des dürren Sandbodens, verwenden; am wirksamsten zeigt er sich auf Rüben. Am Morgen streut man von dem K. 4–6, von dem saueren phosphorsaueren Kalk 2 Centner auf die rauhe Saatfurche od. bringt es zugleich mit dem Samen unter. Das K. wird häufig mit Kalk, Sand, Perlmuttermehl verfälscht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 613-614.
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