Kreatīn

[781] Kreatīn, C8H9N3O4, ein Bestandtheil der Fleischflüssigkeit der Wirbelthiere, wurde von Chevreuil entdeckt u. später von Liebig genauer untersucht. Es findet sich außerdem im Blut, in der Gehirnsubstanz u. in geringen Mengen auch im Harn. Es krystallisirt mit 2 Äquiv. Wasser in durchsichtigen, glänzenden Prismen des klinorhombischen Systems, die sich in 74, 7 Theilen kaltem Wasser, in siedendem Wasser in großer Menge, fast nicht in Alkohol lösen; es schmeckt etwas bitter u. kratzend, löst sich in Barytwasser ohne Veränderung auf; beim Schmelzen mit Ätzbaryt zerfällt es in Ammoniak u. Kohlensäure od. Harnstoff u. Sarkosin. Es ist ohne Reaction auf Pflanzenfarben u. besitzt keinen basischen Charakter. In der Kälte wird es von Salzsäure unverändert gelöst, in der Siedehitze von Salzsäure, Schwefelsäure od. Phosphorsäure in Kreatinin umgewandelt. Über die Darstellung des K. aus Harn s.u. Kreatinin. Das Fleisch verschiedener Thiere ist verschieden reich an K.; am meisten erhält man aus Hühnerfleisch; das Fleisch magerer Thiere, sowie solcher, welche viel Bewegung haben, liefert mehr K. als das fetter u. im Stall gefütterter Thiere. Um aus Fleisch K. zu erhalten, wird dasselbe klar gewiegt, mit Wasser übergossen u. ausgepreßt, die Flüssigkeit durch Kochen vom Album in befreit u. mit Ätzbaryt gefällt, der Niederschlag abfiltrirt u. das Filtrat abgedampft; nach einiger Zeit setzen sich an der Oberfläche der Flüssigkeit u. an den Wandungen des Gefäßes Krystalle von K. ab, welche mit Wasser u. Alkohol gewaschen u. aus heißem Wasser umkrystallisirt werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 781.
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