Sarkosin

[931] Sarkosin, C6H7NO4, von Liebig entdecktes Zersetzungsproduct des Kreatins durch Ätzbaryt. Man erhält es durch Digestion einer concentrirten Lösung von Kreatin mit dem zehnfachen Gewicht Ätzbaryt; nach dem Aufhören der Ammoniakentwickelung wird der überschüssige Baryt durch Kohlensäure gefällt u. die filtrirte Flüssigkeit zur Krystallisation abgedampft. Das S. krystallisirt in breiten, farblosen, durchsichtigen Blättern od. geraden rhombischen Säulen, welche bei 100° schmelzen u. bei höherer Temperatur sich unzersetzt verflüchtigen. Es löst sich leicht in Wasser, schwer in Alkohol, nicht in Äther, schmeckt süßlich scharf, schwach metallisch, reagirt nicht alkalisch, bildet aber mit Säuren Salze; wird weder durch salpetersaures Silberoxyd, noch durch Quecksilberchlorid gefällt; mit Kupferoxydsalzen gibt es lasurblaue Lösungen. Salzsaures S., C6H7NO4, HCl, krystallisirt in kleinen durchsichtigen Nadeln u. Körnern. Vermischt man eine Lösung von salzsaurem S. mit Platinchlorid, so entsteht kein Niederschlag; bei freiwilligem Verdunsten dieser Flüssigkeit erhält man honiggelbe Octaëdersegmente aus salzsaurem S.- Platinchlorid (C6H7NO4ClH + PtCl2 + HO) bestehend. Schwefelsaures S. = C6H7NO4, HO, SO3 + HO, löst sich in 10 bis 12 Theilen siedendem Alkohol auf; bei dem Erkalten der Lösung setzen sich farblose, durchsichtige, sehr glänzende, vierseitige Tafeln ab, welche in ihrem Ansehen von chlorsaurem Kali kaum zu unterscheiden sind, sich in kaltem Alkohol schwierig, leicht hingegen in Wasser lösen; aus der wässerigen Lösung scheiden sich große gefiederte Blättchen ab. Die wässerige u. die alkoholische Lösung dieses Salzes reagiren sauer. Mit essigsaurem Kupferoxyd gibt das S. ein tief dunkelblaues, in dünnen Blättern krystallisirendes Doppelsalz. Das K. ist isomer dem Lactamid, Alanin u. Urethan.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 931.
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