Leidenfrost's Versuch

[242] Leidenfrost's Versuch, die von Leidenfrost 1) im Jahre 1756 zuerst genauer beobachtete Erscheinung, daß Wasser, in ein glühendes Metallgefäß gebracht, die Tropfenform beibehält, in dem Gefäß herumrollt, ohne die Wandungen desselben zu berühren, u. auffallend langsam verdampft, während in weniger heißen Gefäßen die Verdampfung sehr rasch erfolgt. Äther, Alkohol, ätherische Öle, Quecksikber, Säuren u. andere Flüssigkeiten zeigen dieser Erscheinung; die Temperatur, welche das Gefäß haben must, um L. V. zu zeigen, ist abhängig von dem Siedepunkt der Flüssigkeit; je höher dieser liegt, um so heißer muß die Metallfläche sein. Am besten eignet sich zu dem Versuch ein Silbertiegel. Bringt man kleine Mengen Flüssigkeit auf die glühende Fläche, so sammeln sich dieselben zu einer abgeplatteten Kugel, die bald umherrollt, bald in die Höhe gerissen wird u. wieder niedersinkt, bis sie allmälig verschwindet; größere Mengen zeigen nur am Rande eine lebhafte Bewegung, die sich aber von dem Sieden wesentlich unterscheidet. Die Temperatur der Flüssigkeit schwankt dabei u. bleibt meist einige Grade unter dem Siedepunkt. Wasser kann dabei auf einer glühenden Metallfläche nicht über 80° R. erhitzt werden, flüssige schwefelige Säure nicht über – 8° R. (weil – 8° die Siedehitze der flüssigen schwefeligen Säure ist). Daher ist es möglich, Wasser in einer glühenden Metallschale, in der sich flüssige schwefelige Säure befindet, zum Gefrieren zu bringen. Faraday hat sogar Quecksilber in einer glühenden Metallschale zum Gefrieren gebracht. Der L. V. erklärt sehr leicht, warum man die befeuchtete Hand in glühend flüssiges Metall tauchen kann, ohne sich zu verbrennen, während dies bei weniger heißem, nicht flüssigem Metall unfehlbar geschieht. Daraus erklärt sich auch die sogenannte Feuerprobe bei den Gottesurtheilen, s.d. C).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 242.
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