Lituslawische Sprachen

[440] Lituslawische Sprachen, eine der Familien des Indogermanischen Sprachstammes (s.d.), welche wieder in zwei Hauptäste, den Lithauischen u. den Slawischen zerfällt. Die Lithauischen od. Lettischen Sprachen galten früher (seit Thunmann) für slawisch-germanische Mischsprachen, namentlich sollten sich die Gothen mit den Vorfahren der heutigen Slawen gemischt haben; erst die neueren Sprachforscher, bes. Bopp u. Pott, haben dargethan, daß die L-n S. nicht nur den Slawischen ebenbürtig zur Seite stehen, sondern in Bezug auf Formvollendung dieselben, ja selbst alle neueren Indogermanischen Sprachen übertreffen. Die lithauische Abtheilung der L-n S. zerfällt in drei Unterabtheilungen: das eigentlich Lithauische, das ausgestorbene Altpreußische u. das Lettische. Letzteres wurde gegen die Mitte des 19. Jahrh. von 872,107, das Lithauische von 1,154,000 Menschen gesprochen, so daß im Ganzen 2,326,000 Menschen noch Lithauische Sprachen reden u. dem Lithauischen Stamme zugehören. Vgl. außer Bopps Vergleichender Grammatik: Pott, Comment. de Borussico-Lituanicae in Slavicis Letticisque linguis principatu, Halle 1837–41,2 Abtheil.; Schleicher, Die Sprachen Europas, Bonn 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 440.
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