Oeil

[219] Oeil (fr., spr. Ölj), Auge; so O. de Boeuf (spr. Ölj d'Böf, Ochsenauge), 1) kleine runde Fenster in dem Fries od. den Dächern großer Gebäude. Weil in fürstlichen Schlössern die durch solche Fenster erhellten Räume nur von der untersten Dienerschaft bewohnt u. daher häufig der Schauplatz der ärgerlichsten Familienklatschereien werden, so wurden damit in Frankreich 2) überhaupt die Orte bezeichnet, wo dergleichen Dinge erdacht od. erzählt wurden, u. davon erhielt 3) das Vorzimmer im Schloß zu Versailles, in welchem zur Zeit Ludwigs XIV., XV. u. XVI. die Hofleute auf das Lever des Königs warteten, den Namen O. de B., da es der Sitz der Chronique scandaleuse war, welche sich über Versailles u. Paris erstreckte; daher Chronik des O. de B. so v.w. Scandalchronik eines Hofes.[219]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 219-220.
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