Paternosterwerk

[743] Paternosterwerk, 1) (Paternostermühle, Taschenkunst od. Hängeseilkunst), Maschine zur Hebung des Wassers; besteht aus einer Röhre, welche im Wasser steht, oben u. unten an der Röhre befindet sich ein Kettenrad, über welches u. zugleich durch die Röhre eine Kette od. ein Seil ohne Ende läuft, an welcher in kleinen Zwischenräumen die Röhre ausfüllende Büschel befestigt sind, welche das Innere der Röhre ganz ausfüllen. Wird das obere Kettenrad durch Menschen-, Thier-, Wasser- od. Windkraft gedreht, so steigen die Büschel in der Röhre in die Höhe u. heben zugleich das von unten in die Röhre tretende Wasser bis zum oberen Ende, wo ein Ausguß befindlich ist, welcher das Wasser ableitet. Die Büschel sind massive, hölzerne Kugeln mit Leder überzogen, od. lederne Kugeln mit. Haaren ausgestopft, od. hölzerne Halbkugeln, auf welche eine Scheibe von starkem Leder genagelt ist, od. sie bestehen aus zwei kleineren metallnen Scheiben, zwischen welche eine größere Lederscheibe geschraubt ist. Die P-e brauchen eine starke bewegende Kraft, heben aber beliebig hoch u. viel Wasser, sind auch sehr leicht zu repariren. Schon 1565 wird einer solchen Maschine auf dem Rammelsberge erwähnt. In neuerer Zeit wendet man eine ähnliche Maschinerie bei Bauten an, um Ziegelsteine in die Höhe zu befördern; dann sind die Büschel durch kleine Täschchen ersetzt, in welche unten je ein Ziegel eingesteckt wird. 2) Maschine zur Aufnahme u. Zugutemachung von einer Wasserkunst; sie hat die entgegengesetzte Anordnung wie 1), u. zwar wirkt das Wasser entweder auf Kolben (s. Kolbenrad), od. indem es in Eimerchen (Eimerwerk) einfließt u. durch die einen od. die anderen ein Kettenrad u. dessen Welle in Umdrehung versetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 743.
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