Petarde

[893] Petarde (fr. Petard), Mörser von Gußeisen od. Metall, welcher ungefähr 9 Pfund seines Schießpulver u. etwas lebendiges Quecksilber enthält u. welcher, mit demselben angefüllt, nachdem ein hölzerner Spiegel eingetrieben ist, zu dem Aufsprengen feindlicher Thore u. Fallgatter angewendet wird. Um die Öffnung herum sind vier Arme zur Befestigung der P. mit Nietschrauben an das Madrillbret angebracht. Dies wird mit seiner Haspe an einem in das Thor geschraubten Haken gehängt u. dem an der oberen Rundung eingesetzten Zünder mit langsamem Satz Feuer gegeben. Die weitläufigen Vorbereitungen, welche der Gebrauch der P. erfordert, verbunden mit dem Nachtheile, daß in einem festen Thorflügel gewöhnlich blos ein Loch von der Größe eines Madrillbretes entsteht; endlich die seit dem 15. Jahrhundert eingetretene Veränderung in der Bauart der Festungen, durch welche Überfälle bei aufmerksamer Besatzung fast unmöglich sind, hat ihre Anwendung erschwert u. seltener gemacht. Sind die P-n bestimmt Ketten, welche einen Fluß od. Hafen schließen sollen, zu sprengen u. deshalb mit einem Haken versehen, so heißen sie Kettenpetarden; sind sie bestimmt Mauern zu sprengen, Mauerpetarden; Pallisaden zu sprengen, Pallisadenpetarden; die gewöhnlichen P-n aber Thorpetarden. Die Erfindung der P-n fällt in die Mitte des 16. Jahrh., wo sie in Frankreich u. nachher in den Niederlanden sehr häufig gebraucht wurden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 893.
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