Rheingau

[108] Rheingau, ein 6 Stunden langer u. etwa 2 Stunden breiter Landstrich im Herzogthum Nassau, sonst im Erzstifte Mainz, am rechten Rheinufer u. am Taunus, gebildet durch das Rheingauergebirge, einem Theil des Taunus; erstreckt sich von Biberich bis Lorch, gehört zu den schönsten Gegenden Deutschlands, bringt die herrlichsten Rheinweine (Rheingauer: Johannisberger, Rüdesheimer, Steinberger, Markobrunner, den rothen Asmannshäuser u.a.), und zahlreiche gute Obstsorten. Das R. wird von einem Theil der Taunusbahn (Linie Castel-Wiesbaden-Biberich-Rüdesheim) durchschnitten. Im R. wohnen gegen 20,000 Ew., Hauptort ist Ellfeld. Seit dem 11. Jahrh. war der ganze R. auf der Landseite durch einen Graben u. einen etwa 20 Fuß breiten Waldsaum mit umgebogenen u. durcheinander geschlungenen Bäumen (das Gebück), später auch noch durch 15 starke Thürme u. Bollwerke (ein Hauptbollwerk an der Walluf hieß der Backofen) geschützt. Über die Erhaltung wachte ein Haingericht. Bei Todesstrafe war es verboten, einen heimlichen Weg durch das Gebück zu bahnen u. das Abschneiden der dünnsten Ruthen wurde mit 10 Goldgulden bestraft. 1631 durchbrach es Herzog Bernhard von Weimar zuerst u. eroberte den R.; seitdem hörte die Wichtigkeit des Gebücks auf, es wurde nach u. nach ausgerodet u. die Bollwerke zerstört; jetzt keine Spur mehr davon Vgl. Stolterfoth, Album vom R. u. Wisperthal, Mainz 1839; Derselbe, Der malerische R., ebd. 1844

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 108.
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