Lorch [1]

[519] Lorch, 1) Dorf im Traunkreis (Österreich ob der Enns), nahe bei Enns, unweit der Donau; 90 Ew. L. ist das alte Lauriăcum, am Flüßchen Lauro (jetzt Lorch), in Noricum, das eine römische Colonie gewesen u. vom Kaiser M. Aurelius erbaut sein soll; es war Station einer Donauflotille u. Hauptquartier der Legio II. Italica mit Waffen-, bes. Schildfabrik. Die Stadt war auch einer der frühesten Sitze des Christenthums in dortiger Gegend u. hatte schon in der Mitte des 3. Jahrh. einen eigenen Bischof, welcher nachher zum Erzbischof erhoben wurde. Im 5. Jahrh. wurde L. von den Deutschen vergebens belagert, im 6. Jahrh. von den Avaren zerstört; das Erzbisthum verfiel seit Anfang des 7. Jahrh. u. das Stift wurde 737 nach Passau verlegt. L. galt noch im 8. Jahrh. für wichtige Grenzfestung. Bei dem Kloster finden sich noch bedeutende Üverreste der alten Stadt u. viele römische Alterthümer; 2) Pfarrdorf an der Rems im Oberamte Welzheim des württembergischen Jagstkreises; Hirschhorngeist- u. Scheidewasserbereitung; 2010 Ew. Dabei auf einem Hügel das ehemalige Benedictinerkloster L., welches als hohenstaufisches Familienkloster u. Erbbegräbniß im Jahre 1102 von Friedrich von Hohenbausen gestiftet wurde. In der Kirche desselben finden sich mehrere Denk- u. Grabmäler der hohenstaufischen Familie, jedoch aus späterer Zeit. Der Ort L. ist wahrscheinlich römischer Abstammung, liegt an der Teufelsmauer, gehörte zuden ersten Besitzungen des Hauses Hohenstaufen u. kam 1251 an Württemberg; 3) Marktflecken im nassauischen Amte Rüdesheim, an der Mündung der Wisper in den Rhein; dabei die Ruinen Nollich, Sooneck u. Rheinberg; baut guten Rothen Wein (Lorchwein);1900 Ew.; unweit davon der Daubenauer Sauerbrunnen. Lorch war einst Sitz desrheingauischen Adels u. hier 16. Juli 1842 große Feuersbrunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 519.
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