Schollen

[369] Schollen, 1) (Pleuronecteae). Familie der S. od. Seitenschwimmer, mit unsymmetrischem Körper, indem der verdrehte Kopf beide Augen auf derselben Seite hat, Körper von oben u. unten zusammengedrückt, schwimmt aber schief, so daß die Rückenseite nach oben gerichtet ist; diese ist gewöhnlich dunkeler u. mit Flecken od. Bändern bezeichnet; nur eine Gattung: Pleuronectes; 2) die Gattung Scholle od. Flunder (Pleuronectes). Cuvier theilt diese Gattung in: a) Flunderscholle (Platessa Cun.), hat in jeder Kinnlade eine Reihe spitziger, im Gaumen pflasterartig stehender Zähne; die Rückenflosse fängt beim Auge an, reicht nicht bis zum Schwanz; die Flundern sind rautenförmig u. haben die Augen meist rechts; dazu die Arten: Kliesche (P. limanda Cuv.), die großen Augen stehen rechts, die Seitenlinie ist bogig, am After kein Stachel, der Oberleib noch rauher, als beim Flunder; Flunder (P. flessus Cuv.); hat den braunen, gelbgefleckten Oberleib voll kleiner Stacheln, den Unterleib meist mit dunkeln Flecken, die Augen auf der rechten (bisweilen auch auf der linken) Seite; lebt in der Nord- u. Ostsee häufig; eßbar; soll über 1 Million Eier haben; Gemeine S. (P. platessa s. vulgaris, Goldbutte), wird bis 11/2 Fuß lang; 16 Pfd. schwer, oben aschgrau, braun u. orange marmorirt, hat 6 Höcher auf dem Kopfe, sehr zarte Schuppen,[369] gutes Fleisch, in der Nord- u. Ostsee häufig, laicht im Februar u. März an den Küsten, ist unter dem Namen Rigaische Butt, frisch geräuchert od. marinirt, Handelsgegenstand. Bereitung: in Butter gebraten od. mit einer Sauce; b) Heilbutte (Hipppoglossus Cuv.). Kinnlade u. Schlund mit kleinen spitzigen Zähnen sammtartig besetzt, der Körper mehr verlängert. Gemeine Heilbutte (H. vulgaris, Pleuronectes h., Platessa h.), Augen rechts, Schuppen glatt u. klein, Schwanz halbmondförmig, wird bis 400 Pfd. schwer, mit Angeln od. Wurfspießen gefangen, eingesalzen u. getrocknet zum Verspeisen; in nördlichen Meeren; c) Rautenscholle (Rhombus Cuv., Rhomboïdes), Leib rautenförmig; Rückenflosse gebt von den Augen bis zum Schwanz. Dazu die Arten: Stein- od. Dornbutte (R. maximus), braun u. gelb marmorirt, unten weiß u. braunfleckig, bis 30 Pfund schwer, mit sehr wohlschmeckendem Fleisch; um ganz Europa; Glattbutte (R. rhombus s. vulgaris), ohne Erhöhungen auf dem Rücken, braungelb marmorirt; in der Nordsee; einige versteinert; d) (Solea eigentliche S.), das Maul ist auf die entgegengesetzte Seite der Augen verdreht, auf dieser Seite (nicht aber auf der Augenseite) stehen sammelartige Zähne, länglich, Schnauze rund, meist über das Maul vorstehend, Rückenflosse geht vom Maule bis zum Schwanze; sie ist das einzige Beispiel von unregelmäßigem Körperbau in der Natur; Art: Zunge (Solea vulgaris s. P. solea), oben braun, unten weißlich, Brustflossen schwarz eingefaßt, wird bis zu 2 Fuß lang, 8 Pfd. schwer, hat sehr zartes, gesundes Fleisch, in den europäischen Meeren; Bandirte Zunge (S. Zebra), S. polus u.a.; e) (Monochirus Cuv.), der vorigen verwandt; auf der Außenseite ist eine sehr kleine Brustflosse, die entgegengesetzte fehlt, ed. ist noch viel kleiner als jene; Art: Scharre (M. linguatula).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 369-370.
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