Selenäthyl

[812] Selenäthyl (Äthylselenid, Selenwasserstoffäther), C4H5Se, entsteht bei der Destillation wässeriger Lösungen von Selenkalium u. ätherschwefelsaurem Kali od. durch Erhitzen einer breiartigen Mischung von sein gepulvertem Selenkalium u. oxalsaurem Äthyloxyd. Farblose, dem Äthylsulfuret im Geschmack u. Geruch ähnliche Flüssigkeit, ist entzündlich u. verbrennt mit Rettiggeruch u. einem rothen Rauch von Selen, welches sich aus den Dämpfen absetzt. Äthylselenhydrat (Äthylselenwasserstoff, Selenmercaptan), C4H5Se, SeH, entsteht, wenn man eine wässerige Lösung von Kaliumselenhydrat bei möglichst abgehaltenem Luftzutritt mit ätherschwefelsaurem Kalke destillirt. Dabei entweicht zuerst Selenwasserstoff u. sodann geht Wasser u. eine darin untersinkende gelbe Flüssigkeit in die Vorlage über, welche man über Chlorcalcium trocknet. Farbloses dünnflüssiges Liquidum von höchst widrigem, sehr an die Kakodylverbindungen erinnerndem Geruch, unlöslich in Wasser, worin es untersinkt, in Alkohol auflöslich. Es siedet bei einer noch unter 100° C. liegenden Temperatur, ist leicht entzündlich u. verbrennt mit intensiv blauer Flamme unter Verbreitung rother u. weißer Dämpfe von Selen u. seleniger Säure. An der Luft wird es oxydirt, indem es allmälig in Biäthylseleniet übergeht. Letztere Flüssigkeit ist gelblich gefärbt, schwerer als Wasser, von widrigem Geruch u. wirkt nicht auf Quecksilberoxyd. Selenstibäthyl, C12H15SbSe2, ist dem Schwefeläthyl (s. Stibäthyl) ähnlich, zersetzt sich aber sehr bald unter Abscheidung von Selen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 812.
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