Vorlage

[688] Vorlage, 1) ein kleines Faß, in welchem sich der beim Branntweinbrennen überdestillirende Lutter ansammelt; 2) (Recipient), ein Gefäß, welches mit einer Retorte od. Destillirblase verbunden wird u. zur Verdichtung der Dämpfe od. blos zur Aufnahme des Destillates dient. Es ist entweder kolbenförmig, d.h. mit einem weiten Halse versehen, in welchen der Retortenhals gesteckt wird; od. einfach kugelförmig u. wird dann durch einen Vorstoß (s.d.) mit der Retorte verbunden. Die Verbindung wird oft durch Kitt, od. durch einen Kork, od. durch Überbinden mit Kautschuk, Blase od. Papier dicht gemachte Gewöhnlich sind die V-n noch mit einer Öffnung versehen (tubulirt), welche zum Fortleiten von Gasen dient; od. in eine enge Röhre ausläuft, welche beim Destilliren nach unten gekehrt u. in Flaschen gesteckt wird, um das Destillat portionenweise auffangen zu können. Zuweilen ist die V. zum Scheiden mehrer aufeinander schwimmender Flüssigkeiten im Destillat dadurch eingerichtet, daß sich am Boden eine Öffnung befindet, in welche mittelst eines Korkes eine schwanenhalsförmige, aufwärts gerichtete Röhre eingesetzt ist, durch deren verschiedene Neigung man verschiedene Schichten der Flüssigkeit ausstießen lassen kann (Florentiner V.); 3) so v.w. Relais; 4) (Maschinenw.), so v.w. Vorgelege 1); 5) (Risalit), ein an der äußeren Seite eines Gebäudes befindlicher Theil, welcher etwas weiter herausgebaut ist, als die übrigen Theile. Die V. bekommt die ganze Höhe des Hauses u. geht bis unter das Dach; sie kann viereckig od. rund sein, im ersteren Falle wird sie gewöhnlich mit einem Fronton verziert. Gebäude mit einer langen Façade erhalten mehre V-n. Eine einzige V. wird in die Mitte des Hauses gestellt, zwei V-n nahe an beide Enden desselben; bei drei V-n kommt eine in die Mitte u. zwei an die Enden. Man gibt den V-n gewöhnlich mehr Verzierungen, als den zurückliegenden Theilen; 6) s. Kegelspiel A) c).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 688.
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