Stößel [2]

[880] Stößel, Johann, geb. 23. Juni 1524 zu Kitzingen in Franken, studirte in Wittenberg Theologie, stellte sich aber als streng orthodoxer Lutheraner in den Interimistischen Streitigkeiten den milden Wittenberger Theologen entgegen, weshalb ihn der Herzog Johann Friedrich nach Weimar als Hofprediger berief; er war 1557 bei dem Colloquium in Worms, wo er wieder gegen Melanchthon opponirte, wurde dann Superintendent in Heldburg u. betheiligte sich 1558 an der Abfassung des Confutationsbuches in Flacianischem Sinne. Indeß trat bald eine Erkältung zwischen ihm u. Flacius ein, namentlich da S. 1561 Consistorialassessor in Weimar u. bald darauf Superintendent u. Professor in Jena geworden war u. nun mit den Gegnern friedlich verkehrte. In dem Streite zwischen den Flacianern u. Strigel schrieb S. zu dessen Declaratio die Supradeclaratio, ohne freilich dadurch den Streit beendigen zu können, ja als nach Johann Friedrichs Tode 1567 unter Johann Wilhelm die Flacianer in ihre Stellen zurückkehrten, mußte S. u. seine Anhänger weichen. S. ging 1568 als Superintendent nach Pirna u. wurde der Beichtvater des Kurfürsten August; da er denselben aber für die Kryptocalvinisten, denen er sich jetzt angeschlossen hatte, gewinnen wollte, wurde er 1574 verhaftet u. auf die Feste Senftenberg gesetzt, wo er 1576 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 880.
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