Testūdo

[414] Testūdo (lat.), 1) nach Linné Schildkröte, s.d.; 2) nach Brongniart Landschildkröte; 3) (röm. Ant.), die Schale der Schildkröte u. was daraus gemacht wurde, daher z.B. die Zither, weil die erste aus einer Schildkrötenschale gemacht worden sein sollte; 4) Decke, auf die Art flacher Gewölbe gebildet; bes. in großen Sälen angebracht; 5) Schutz-, Schirmdach, bei den Römern ein Belagerungswerkzeug; es war ein Haus von Bretern, mittelst Rollen od. niedrigen Rädern beweglich, u. entweder: a) T. arietarĭa (Widderschildkröte, gr. Chelone kriophóros), welche zur Deckung des Sturmbockes (Aries) u. der denselben bewegenden Mannschaft diente; sie war vorn offen für die Bewegungen des Sturmbockes u. hatte dort nur ein kleines Vordach zum Schutz der Mannschaft gegen die feindlichen Geschosse; die Seitenwände waren fest u. das Überdach mit frischen Thierhäuten od. anderen feuerfesten Stoffen bedeckt; b) T. aggestitĭa (Schüttschildkröte, gr. Chelone chostris), zur Deckung der Soldaten, welche die Gräben vor der Festung auszuschütten u. sonst das Terrain zu ebenen hatten, um den Belagerungsmaschinen die Annäherung an die Festung zu ermöglichen; sie war weniger stark u. fest, da sie dem Feinde nicht zu nahe kam, aber mit einem bis auf die Erde herabgehenden schrägen Giebeldach versehen; c) T. fossarĭa (Musculus), langes u.[414] schmales, bis 60 Fuß langes u. 4 Fuß breites Schutzwerk aus Ruthengeflecht mit festem Dach u. vorn mit einem dreieckigen Giebeldach bis auf die Erde versehen, zur Deckung der Soldaten, welche die Minirarbeiten an den feindlichen Mauern verrichteten; 6) der Pumpensood; 7) Schildkrötengeschwulst; 8) Binde, welche bei Verletzungen am Knie angelegt wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 414-415.
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