Thallĭum

[438] Thallĭum, ein von Crookes 1861 u. Lamy 1862 entdecktes Metall; es gleicht am meisten dem Blei, ist etwas weniger weiß als Silber, mit einem Stich ins Bläulichgraue, auf frischem Schnitte von lebhaftem Glanze; es ist sehr weich u. dehnbar, läßt sich mit dem Fingernagel ritzen u. leicht mit dem Messer schneiden; auf Papier gibt es einen gelben Strich; sein specifisches Gewicht ist 11,9, sein Atomgewicht 204, es schmilzt bei 290° u. verdampft in der Rothglühhitze. Es hat eine große Neigung zum Krystallisiren u. schreit beim Biegen wie das Zinn. Es färbt die nicht leuchtende Gasflamme schön grün u. gibt im Spectrum eine einzige grüne scharfe Linie; Crookes nannte es daher nach dem Griech. θαλλός (junges Grün) Th. Diese Linie tritt noch bei der kleinsten Menge Th. mit solchem Glanze hervor, daß nach Lamy's Beobachtungen noch ein 50 Milliontel Gramme in einer Verbindung nachgewiesen werden kann. An der Luft läuft das Th. schnell an u. bedeckt sich mit einem dünnen Häutchen von Thalliumoxyd; dasselbe ist in Wasser löslich, deutlich alkalisch u. besitzt einen dem Kali ähnlichen Geschmack u. Geruch. Das Th. zersetzt das Wasser auch bei der Siedhitze nicht, wohl aber bei Gegenwart von Säuren. Schwefelsäure u. Salpetersäure lösen es leicht auf, bes. in der Wärme, von kochender Salzsäure wird es nur schwierig gelöst. Chlor greift es bei gewöhnlicher Temperatur nur langsam an, bei 200° verbindet es sich damit unter Erglühen zu einer gelblichen Flüssigkeit, welche beim Erkalten erstarrt, von Wasser in ein darin lösliches u. in prächtig gelben Blättchen krystallisirendes u. in ein weißes krystallinisches, nur in Säuren lösliches Salz zersetzt wird. Mit Jod, Brom, Schwefel u. Phosphor verbindet es sich direct. Aus seinen Lösungen wird das Th. durch Zink in krystallinischen glänzenden Blättchen gefällt, Salzsäure u. Chlorüre geben damit einen weißen Niederschlag von schwer löslichem Chlorür; Schwefelwasserstoff gibt in den neutralen u. sauren Lösungen keinen Niederschlag, Schwefelammonium fällt schwarzes, im Überschuß unlösliches Schwefelthallium; Alkalien geben keine Niederschläge. Ein andres Oxyd des Th-s, die Thalliumsäure, entsteht, wenn man salpetersaures Thalliumoxyd längere Zeit auf 100° erwärmt, od. Thalliumoxyd mit salpetersaurem u. kohlensaurem Alkali zusammenschmilzt; sie löst sich in Wasser, krystallisirt u. gibt mit Alkalien in Wasser lösliche Salze. Das Th. kommt nicht selten in der Natur vor; es findet sich bes. in Kupferkiesen u. Schwefelkiesen u. kann am leichtesten aus dem bei der Verarbeitung dieser Kiese auf Schwefelsäure sich bildenden Schlamm der Bleikammern gewonnen werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 438.
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