Vermigli

[494] Vermigli (Vermilly), Peter, genannt Marthr, eine der bedeutendsten u. anziehendsten Persönlichkeiten[494] aus der Zeit der Reformation, welcher für die Begründung u. Fortbildung der reformirten Kirchenlehre viel gethan hat, geb. 8. Sept. 1500 in Florenz aus einer Patricierfamilie, trat 1516 in das Kloster der regulirten Augustinerchorherrn in Fiesole, weshalb er von seinem Vater enterbt wurde, studirte dann in Padua Theologie, predigte seit 1526 in mehren Städten Italiens, wurde dann Abt in Spoleto u. später Prior des Klosters St. Petri ad aram in Neapel, wo er zugleich in einen edeln Freundeskreis eintrat, welchem die Reformationsideen des 16. Jahrh. nicht fremd geblieben waren; obgleich er das Fegefeuer bestritt u. die Rechtfertigung allein aus dem Glauben lehrte u. deshalb von Caraffa beim Papst Paul III. verklagt wurde, blieb er doch noch unangefochten, wurde aber 1541 als Prior des Klosters S. Frediano nach Lucca gesendet. Von Neuem bei dem Tribunal angeklagt, weil er in seinem Kloster das Abendmahl unter beiderlei Gestalt feierte, verließ er 1542 seinen Posten in Lucca, schrieb in Pisa einen Absagebrief vom Papstthum u. kam im Sept. nach Zürich u. bald von da nach Strasburg, wo er Vorlesungen über das A. T. hielt u. sich seine dogmatische Ansicht über das Abendmahl u. die Prädestination ausbildete, in der er sich an Calvin anschloß. Er wurde 1547 Lehrer in Oxford, kehrte 1553, als die katholische Maria den Thron bestieg, nach Strasburg zurück u. wurde wieder als Lehrer angestellt, indeß als hier die Lutherischen immer zelotischer gegen die Calvinischen wurden, legte er 1556 seine Lehrerstelle hier nieder u. wurde Pellicans Nachfolger in Zürich; von hier aus betheiligte er sich schriftlich an den reformatorischen Vorgängen in Polen u. England u. 1561 persönlich an dem Religionsgespräch in Poissy; er st. 12. Nov. 1562. Er schr. u.a.: Commentar zum 1. Korintherbrief, Zür, 1551; zum Römerbrief, Bas. 1558; sowie zu den Büchern Samuelis, der Könige, der Klagelieder Jeremiä etc.; Defensio doctrinae veteris et apostol. de eucharistiae sacramento, 1559; Def. ad Smythaci libros de coelibatu sacerdotum et votis monachicis, 1559; Loci comunes theolog., herausgegeben von Massow, Lond. 1575, von Grynäus, Bas. 1580, 2 Bde., 1581, 1583, Lond. 1586 u. ö. Über ihn schrieb Schlosser, Heidelb. 1807; Biographie von Jos. Simler, Zür. 1562; C. Schmidt, Peter Martyr V. Leben u. ausgewählte Schriften, Elberf. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 494-495.
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