Caraffa [1]

[679] Caraffa (Carafa), neapolitanische Familie; ihr Ahn, ein Pisaner, rettete dem Kaiser Heinrich VI. in einer Schlacht das Leben. Merkwürdig sind: 1) Olivio, geb. um 1406, war Erzbischof von Neapel u. königlicher Rath daselbst u. wurde 1467 Cardinal; Sixtus IV. schickte ihn als Legatus alatere an Alfons von Neapel u. ernannte ihn 1472 zum Admiral über eine gegen die Türken ausgerüstete Flotte, mit welcher er Smyrna u. den Hafen von Satalia in Afrika nahm; 1476 wurde er päpstlicher Gesandter in Neapel, u. brachte 1482 den Frieden zwischen Sixtus IV. u. König Ferdinand zu Stande; er st. 1511. 2) Giov. Pietro, früherer Name des Papstes Paul IV. 3) Carlo, geb. 1517 in Neapel; diente unter dem Herzog von Parma in den Niederlanden, trat aber, von der spanischen Regierung beleidigt, in den Malteserorden. Seinen Oheim, den Papst Paul IV., der ihn zum Cardinal ernannte, beherrschte er mit seinem Bruder Giovanni u. seinem Neffen Alfonso ganz u. verwickelte ihn in Krieg mit Philipp II. von Spanien, s.u. Päpste (Gesch.). Paul IV. verbannte seine Neffen 1559 u. beraubte sie aller Würden. Sein Nachfolger, Pius IV., ließ die Brüder arretiren u. den Cardinal im Gefängniß erdrosseln. Pius V. ließ 1566 den Proceß der Brüder revidiren u. sie für unschuldig erklären. 4) Giovanni, Graf von Montorio Duca di Palliano, Bruder des Vorigen; wurde von seinem Oheim, Papst Paul IV., zum General der päpstlichen Truppen ernannt. Wegen Mißbrauchs der Gewalt u. des Mords seiner unschuldigen Gemahlin, Violanta Discarsona, wurde er mit seinem Bruder vom Papst 1559 verbannt u. unter Pius IV. 1561 enthauptet. 5) Alfonso, Neffe der Vorigen; wurde Cardinal u. Erzbischof von Neapel, u. in den Sturz seiner Oheime verwickelt, gefangen gesetzt, jedoch gegen Caution losgelassen, zog er sich in sein Bisthum Neapel zurück. 6) Antonio, geb. 1538 in Neapel; war Cardinal u. unter Pius V. Aufseher über die Congregation zur Verbesserung der Bibel u. Erklärung des Tridentinischen Concils. Gregor XIII. ernannte ihn zu seinem Bibliothekar u. st. 1591; er übersetzte u.a. des Theodoret Comment. in psalmos; des Gregor Naz. Orationes; sammelte die päpstlichen Decretalien u. besorgte eine verbesserte Ausgabe der Septuaginta. 7) Geromino, geb. 1564 in Neapel, Marquis von Montenegro; diente seit 1587 unter Farnese in den Niederlanden u. war 1597 bei der Eroberung von Amiens, das er gegen Heinrich IV. vertheidigte. Später diente er unter dem Erzherzog Albert u. zeichnete sich 1620 in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag u. 1621 im Mailändischen aus. Der Kaiser ernannte ihn zum Reichsfürsten u. der König von Spanien zum Vicekönig u. Generalcapitán von Aragonien. Er st. als spanischer Generallieutenant in Genua 1633. 8) Antonio, seit 1665 kaiserlicher Offizier, diente in Ungarn gegen die Türken u. wurde von Leopold I., als die Türken Wien belagerten, nach Polen zum König Johann Sobiesky geschickt, um denselben um Hülfe zu bitten. Nach der Befreiung Wiens, 1683, diente er wieder in Ungarn u. Siebenbürgen gegen die Türken, eroberte 1685 Eperies, 1686 Ofen, 1687 Erlau, Munkacs u. Griechisch-Weißenburg; er st. 1693 in Wien. 9) Gregor, 1680 bis 1690 Großmeister des Johanniterordens, s.d. 10) Michael, geb. 1785 in Neapel, Capellmeister daselbst; er schrieb die Opern: Gabriele (1816), Elisabeth en Derbyshire (1818), Le solitaire, Massaniello u. Il Paria, in Rossini's Geiste; Sangarido (1827), La prison d'Edinbourg (1833), La Violette (1834), wo er sich der neueren französischen Schule nähert, u. La sposa di Lammermore.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 679.
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