Wischnij-Wolotschoksches Kanalsystem

[286] Wischnij-Wolotschoksches Kanalsystem, die Verbindung der Twerza, eines Nebenflusses der Wolga, welche sich bis auf 5 Werste der in den Ilmensee gehenden Msta nähert, aus welchem der Wolchow in den Ladogasee u. von da mit der Newa nach Petersburg geht, durch einen kleinen Kanal mittelst Beischlotte u. einfacher Schleusen zwischen der Twerza u. Msta, u. mehre, die einzelnen Flüsse schiffbar machenden Schleusen. Es erstreckt sich über eine Fläche von wenigstens 1500 QM., indem in seine Combination 76 Seen u. 106 größere u. kleinere Flüsse gehören, welche durch Kanäle zu einem Ganzen vereinigt sind. Reservoirs u. Schleusen sind sehr sinnreich angebracht. Die Anschwellung der Gewässer hat zwei Hauptabtheilungen, wovon die eine die Barken aus der Wolga in die Twerza, die andere von da in die Msta bringt. Ein Hinderniß für die Barken waren die gefährlichen Wasserfälle (Borowitschischen, benannt nach der Kreisstadt Borowitschi an der Msta); um diesem Hinderniß zu wehren, hat man den Wasserspiegel durch künstliche Schleusencombination bedeutend erhöht; um aber das Anstoßen der Barken an das felsige Ufer in den plötzlichen Krümmungen des Stromes unschädlich zu machen, sind an den gefährlichen Stellen schmale Flöße, welche nachgeben, angebracht. Dennoch ist die Fahrt über diese Wasserfälle nicht gefahrlos. Früher mußten die Barken aus der Msta in den Ilmensee gehen, um über denselben in den Wolchow zu gelangen. Diese Überfahrt war höchst gefährlich. Jetzt führt ein 9 Werste (12/7 d. Ml.) langer, 72–84 Fuß breiter u. zum Theil 11 Ellen tiefer Kanal (der Graf Sieverssche Kanal) unmittelbar aus der Msta in den Wolchow. Wollten früher die Barken durch den Wolchow in den Ladogasee u. von da, eine Fahrt von 13 Meilen, in die Mündung der Newa, so war die Sache gleichfalls gefährlich. Darum baute man den 15 Meilen langen, 60–84 Fuß breiten, 4–8 Fuß tiefen Kanal am Ladogasee, der längs dem südlichen Seeufer den Wolchow unmittelbar mit der Newa verbindet. Im Durchschnitt gehen jährlich durch den Ladogakanal nach Petersburg über 30,000 Fahrzeuge, deren Werth 300 Mill. Rubel beträgt. So ist dann für die Waaren aus Persien u. Indien, welche über Astrachan kommen, u. aus China, welche durch das östliche Sibirien gehen, der Wassertransport (von Astrachan an 700 Meilen weit) ungehindert bis Petersburg. Da die Rückfahrt auf diesem Wasserwege wegen der Wasserfälle im Wolchow u. in der Msta unmöglich ist, so ließ der Kaiser Alexander eine zweite Wasserverbindung des Kaspischen Meeres mit der Newa durch das Tichwinsche Wassersystem (s.d.) anlegen. Der Gründer des W.-W. K-s war ein russischer Müller, Serdjukow (s.d.); es wurde 1704 angefangen, 1712 zum ersten Male befahren u. in neuerer Zeit durch den Herzog Alexander von Württemberg in vorzüglichen Stand gesetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 286.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: