Wislicenus

[291] Wislicenus, Gustav Adolf, aus einer ungarischen Familie, welche des Glaubens wegen ihr Vaterland verließ; geb. 20. Nov. 1803 in Battaune bei Eilenburg, wo sein Vater Pfarrer war, studirte seit 1821 Theologie in Halle, wurde 1824 als Theilnehmer an der Burschenschaft zu zwölfjähriger Festungsstrafe verurtheilt, aber nach vier Jahren begnadigt; 1834 wurde er Pfarrer in Klein-Eichstädt u. 1841 an der Neumarktskirche in Halle. Er war eifriger Anhänger der sogenannten Lichtfreunde u. wurde wegen seiner von der Kirchenlehre abweichenden dogmatischen Ansichten u. Lehren, bei welchen er in zwei am 8. Mai 1845 in Magdeburg u. 14. Mai in Wittenberg vor einer theologischen Commission bestandenen Colloquien beharret hatte, von seinem Pfarramte suspendirt u. 1846 abgesetzt. Nachdem er darauf noch als Prediger der Freien Gemeinde in Halle fungirt, auch 1848 in der Nachbarschaft mehre Missionsreisen unternommen hatte, wurde er im Septbr. 1853 wegen der, in seiner Schrift: Die Bibel im Lichte der Bildung unserer Zeit, ausgesprochenen Verspottung von Gegenständen der Verehrung u. Lehren im Staat bestehender Religionsgesellschaften u. wegen öffentlicher Anreizung. zum Haß u. zur Verachtung der Angehörigen des Staates gegen einander, zu zweijähriger Gefängnißstrafe verurtheilt. W. hatte sich schon vorher außer Landes begeben u. ging nach dem ungünstigen Ausgang seines Processes über England nach Nordamerika. Er schr.: Ob Schrift, ob Geist, 1.– 4. Aufl., Lpz. 1845; Die Amtsentsetzung des Pfarrers W., ebd. 1846; Aus Amerika, ebd. 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 291.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: