Becker

[98] Becker, Ludwig Ritter von, Zentralinspektor und Vorstand des Maschinenwesens der ehemaligen österr. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, geb. zu Seelbach im Großherzogtum Baden 10. Oktober 1823, gest. in Wien 27. Oktober 1880, studierte am Polytechnikum zu Karlsruhe und ging nach kurzer Praxis 1845 als Maschineningenieur nach Österreich, woselbst er in die Dienste der Staatsbahnen trat.

Im Jahre 1864 erhielt B. die Leitung des gesamten Zugförderungs- und Werkstättendienstes der Nordbahn, in welcher Stellung er äußerst erfolgreich wirkte und viele verdienstliche Reformen durchführte. Er reorganisierte den gesamten Dienst, führte mit Rücksicht auf die großen, bisher ganz unbenutzt gelegenen Vorräte an Klein- und Grießkohle die Feuerung der Lokomotiven mit diesem Material durch zweckdienliche Änderungen des Rostes und weiters eine entsprechende Vergrößerung der Feuerbüchsen der Lokomotiven ein, wodurch namhafte Ersparungen erzielt wurden. B. förderte die Verwendung von Stahl zu Lokomotivkesseln, ordnete eine neue Feuerbüchsendeckenbauart an und änderte schwere und leichte Güterzugslokomotiven in ihren Bauarten den Erfahrungen gemäß zweckmäßig ab.

Auch im Wagenbau hat B. viele Neuerungen und Umänderungen durchgeführt, so z.B. die Einrichtung der Wagen zur Beförderung von frischem Fleisch für die Approvisionierung Wiens. Hauptsächlich hat sich aber B. durch die Einführung der Mineralölschmiere für Wagenlager und Verbesserung der Bauart der letzteren verdient gemacht, wodurch die periodische Schmierung der Wagenlager ermöglicht wurde. Der Neubau der großen Lokomotiv- und Wagenreparaturwerkstätten in Floridsdorf wurde unter seiner Leitung in Angriff genommen und vollendet.

Von B. stammt auch eine vom VDEV. mit dem ersten Preis ausgezeichnete seitliche Wagenkupplung sowie eine auf den Linien der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn einige Zeit hindurch verwendete Friktionsbremse.

B. hat sich auch als Fachschriftsteller hervorgetan.

Er veröffentlichte Abhandlungen »Über die Beheizung der Personenwagen«, über »Leichte Lastzugslokomotiven«, über »Lokomotivsiederohrreparaturen«, über »Transportwagen für Schwerverwundete«, über »Verwendung von Mineralöl zur Wagenschmiere auf den österreichischen Bahnen« sowie endlich über »Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnen« mit Rücksicht auf den von ihm für die Nordbahn zum Zweck der Beleuchtung der Bahnhöfe[98] bei Ein- und Auswaggonierung von Militär erbauten Beleuchtungswagen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 98-99.
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