VII. Schwankungen der industriellen Arbeitsleistung

[136] Eine wirklich exakte Untersuchung des Verlaufes der Arbeitsleistung innerhalb des einzelnen Arbeitstages ist in all den Industrien prinzipiell möglich (und vielfach in Uebung), welche den Gang ihrer Maschinen durch automatische Meßinstrumente kontrollieren können. Ohne Reibungen und Mißstimmung würden allerdings zuweilen wohl nur die Zeiträume zwischen je zwei Pausen im ganzen kontrollierbar sein. Denn wo sie die Macht dazu hätte, würde die Arbeiterschaft das stundenweise Ablesen der Kontrollzahlen während der Arbeit oft als lästige Ueberwachung empfinden und ablehnen. Diejenigen Industrien, welche bei elektrischem Betrieb den Stromverbrauch stundenweise messen können, würden, sofern genügend für die Ausschaltung täuschender und störender Faktoren gesorgt ist, wenigstens das Schwanken der Gesamtleistung aller Arbeiter zusammen während des Tages festzustellen in der Lage sein, ohne daß aber damit ermittelt wäre, welche einzelnen Kategorien der Arbeiterschaft bei diesen Schwankungen die entscheidende Rolle spielen und ob und wie sich etwa auch ihre einzelnen Bestandteile, nach Alter und Provenienz gegliedert, darin unterscheiden. Die Kontrolle der Lei stungsschwankungen an der Hand der Verteilung der Produktablieferungen über den Tag (so in einem von Roth zitierten Walzwerk, auf dessen Lager durchschnittlich in der ersten Hälfte des Arbeitstages 571/2, in der zweiten 421/2% der Tagesproduktion einzugehen pflegte) oder durch direkte Beobachtung des Ablaufes der Arbeit durch die Meister, oder endlich nach Angabe der Arbeiter selbst sind in dem Maß der Exaktheit[136] natürlich sehr verschiedenwertig27. Die allgemein gehaltenen, nicht auf exakt kontrollierte Zahlen gestützten Auskünfte der Betriebsleiter widersprechen sich, auch bezüglich der gleichen Arten von Arbeit und zuweilen sogar in der gleichen Fabrik. Einigermaßen plausibel ist es, wenn einerseits die Bergwerke mit ihrer höchst anstrengenden, auf Inanspruchnahme bestimmter Muskelgruppen beschränkten Arbeit unter sehr ungünstigen Bedingungen, andererseits die Baugeschäfte (starker Alkoholgenuß der Arbeiter während der Tagesarbeit) besonders häufig die ersten Frühstunden der Arbeit als die Zeit höchster Leistung angeben. Pieraccini wollte ganz allgemein den Höhepunkt für körperliche und geistige Leistungen in der 2. und 3. Arbeitsstunde finden. Daß dies für industrielle Arbeit ganz allgemein zutrifft, dürfte unwahrscheinlich sein: es hängt wohl nicht nur von der Schwere der Arbeit selbst ab, sondern auch von der Frage: ob und was der Arbeiter morgens vor der Arbeit zu sich genommen hat: – oft genug verschiebt er jede Nahrungsaufnahme bis zur ersten Pause. Die Regel bildet, und zwar namentlich, wie es scheint, in der maschinellen Fertigfabrikatindustrie das Bestehen zweier Höhepunkte: in der Zeit nach dem Frühkaffee (der Vormittagspause) etwa von 9 oder 10-12 und nach dem Nachmittagskaffee (Vesperpause) etwa 3 oder 4-6. Im allgemeinen erscheint dabei die zweite Hälfte des Vormittags als die absolut beste Zeit (so z.B. auch in der von Roth wiedergegebenen Tagesleistungskurve der Firma Siemens & Halske A.-G., noch entschiedener wird das Gleiche aus der Draht-Industrie berichtet). Die »anregende« Wirkung des Kaffees ist dabei, wenn der Arbeiter nicht gänzlich nüchtern zur Arbeit gegangen ist, wohl lediglich als »auslösendes« Moment für das durch Uebung (vormittags) und Nahrungszufuhr nach vollendeter Verdauung (spätnachmittags) bedingte bessere Funktionieren des psychophysischen Gesamthabitus anzusehen. Die starke Bedeutung des ökonomischen Arbeitsinteresses für die Arbeitsleistung äußert sich speziell in den mehrfach behaupteten erheblichen Unterschieden der Arbeitsleistung in den letzten Arbeitsstunden, je nachdem Akkord- oder Stundenlohn besteht: wenn gesagt wird, daß (Behauptungen aus der Maschinenindustrie) Stundenarbeiter die »Lust« schneller[137] verlieren und deshalb stärker »ermüden«, so fragt sich, in welchem Sinn hier der Tatbestand einer »Ermüdung« vorliegt. Manche Ergebnisse der Beobachtungen über die Verteilung der Unfälle über die Stunden des Arbeitstages, welche ein stetiges Ansteigen in jeder der beiden Tageshälften bis zur Mittagspause bzw. bis gegen Abend zeigen [so neuestens die Angabe von Bille-Top28], könnten sowohl als Beweis für das stetige Ansteigen der »objektiven Ermüdung« (trotz steigender Leistung), wie als Ausdruck dafür, daß Intensivierung der Arbeit an sich die Unfallgefahr steigert, gedeutet werden. Ob die Behauptung einzelner Konserven- und Lederfabriken, daß die effektive Leistung in den letzten Arbeitsstunden die höchste sei – was bei Akkord an sich wohl möglich wäre –, hinlänglich uninteressiert, und ob sie, wenn ja, durch exakte Beobachtung gestützt ist, scheint nicht ganz sicher. Was vorerst noch ganz fehlt, ist eine, übrigens schon von Roth geforderte, systematische Scheidung der Arbeiter nach der Art der Inanspruchnahme des Organismus und die vergleichende Untersuchung ihrer so gebildeten Kategorien. Ferner aber auch: die, freilich nicht ganz einfach zu machende, jedenfalls längere Beobachtungs-Zeiträume fordernde Scheidung der ethnischen und sozialen Provenienzen, der Alters- und Familienstandskategorien der Arbeiterschaft und deren gesonderte Untersuchung in bezug auf die Tagesleistungskurve.

Fast durchweg, man kann wohl direkt sagen: mit Ausnahme tendenziöser Auskunftgeber, wird heut der Minderwert (in Drahtund[138] Nagelfabriken: 25%) der Leistung in Ueberstunden, wenigstens dann, wenn diese längere Zeit fortgesetzt werden, zugegeben. Vielfach erscheinen wenige Tage, wohl immer 14 Tage bis 3 Wochen als Maximum der, ohne Beeinträchtigung der Gesamtleistung, durchführbaren Ueberarbeit. Selbstverständlich kommt es darauf an, in welchem Maß die Arbeiterschaft vor den Ueberstunden angestrengt worden ist. Dabei gibt aber die Länge der normalen Arbeitszeit allein keineswegs den Maßstab, da normalerweise, bei herrschender Akkordarbeit – aber, wie ziemlich sicher festzustehen scheint, nicht nur in diesem Fall – die Arbeitsleistung bei kürzerer Arbeitszeit entsprechend intensiver wird als bei längerer. Abgesehen von den oft erörterten und seitdem noch wesentlich vermehrten Erfahrungen, die Brentano s.Z. in seiner bekannten Schrift erörtert hat, berichteten die Arbeitgeber dies freiwillig z.B. auf die Eisnersche Rundfrage für die Lederfabrikation (jetzt 81/2 Stunden Nettoarbeitszeit), die Eisengießerei und den Maschinenbau (in 9 Stunden dieselbe Leistung wie früher in 93/4), die Herstellung optischer Instrumente; zugleich wurde aber (Draht- und Nagelfabrikation) die Notwendigkeit schärferer Kontrolle der Werkzeuge (wegen des hastigeren Arbeitens) gegen Arbeitsschluß bei verkürzter Arbeitszeit betont: offenbar Folge der stärkeren Ermüdung durch die intensivere Anspannung. Diese Steigerung der Intensität braucht selbstverständlich keineswegs immer den Effekt zu haben wie in den berühmten Schulbeispielen für die Wirkung der Arbeitsverkürzung (namentlich dem Beispiel der Zeiß-Werkstätten): daß in der kürzeren Arbeitszeit absolut ebenso viel, ja mehr geleistet wird als in der längeren. Aber allerdings ist kürzere Arbeitszeit bei sonst gleichen Verhältnissen, namentlich gleicher Machtlage der Arbeiter und Unternehmer im Verhältnis zueinander, fast stets ein Zeichen für ein gewisses, wenn auch nicht immer entsprechendes Maß von gesteigerter Intensität der Arbeit. Sie bedeutet damit physiologische Mehr-Inanspruchnahme und also: physiologische Mehrermüdung (wenn man bei den Kraepelinschen Begriffen bleibt) der Arbeiter, auf die Arbeitszeit-Einheit (z.B. die Arbeitsstunde) gerechnet. Und es versteht sich, daß mithin die Ueberarbeit bei kürzerer Arbeitszeit keineswegs notwendig leichter erträglich wird als bei langer. Daß mit zunehmender Inanspruchnahme der physischen und psychischen Arbeitsfähigkeit der Arbeiterschaft in so vielen Industrien die[139] normale Arbeitszeit »ganz von selbst« zurückgegangen ist, d.h. auf Grund der Erfahrungen der Unternehmer über die Unrentabilität der langen Arbeit von ihnen freiwillig, wenn auch sehr zögernd, verkürzt wurde, beruht zum guten Teil auf ähnlichen Gründen. Dazu einige Worte. –

Es hätte keinen Zweck, hier das umfassende Thema der »Arbeitszeit« mit seiner ausgebreiteten Literatur aufzurollen29. Die äußerst wichtige Frage: wie sich die einzelnen Industrien in der Wirkung der Arbeitszeitreduktion unterscheiden, bedarf, soviel einzelnes darüber auch gesagt worden ist, doch noch der systematischen Untersuchung an der Hand streng rechnerischer Unterlagen. Namentlich das vielumstrittene Problem, inwieweit die zunehmende Automatisierung des Arbeitsprozesses und die damit verbundene Ausschaltung des Einflusses der Leistung der Arbeiter auf das Maß der Intensität der Motoren- und Maschinenausnützung dem Satz: kurze Arbeitszeit = hohe Arbeitsintensität, Schranken setzt, entbehrt noch einer zugleich streng exakten und streng unbefangenen Erörterung, welche nur als vergleichende Darstellung möglichst vieler in dieser Hinsicht charakteristisch verschiedener Arbeitsmanipulationen fruchtbar sein könnte. Das bisherige Material, soweit es als exakt anzuerkennen ist, bezieht sich fast gänzlich auf Industrien, bei denen ein erheblicher Einfluß der Arbeiter auf das Tempo und die Qualität der Produktion besteht. Die theoretisch originellste, physiologisch und an der Praxis des eigenen Betriebes orientierte Darlegung hatte Abbé in seinen bekannten Vorträgen gegeben30: Der Kräfteverbrauch bei der Arbeitsleistung führt, seinen Ursachen zugerechnet, auf drei deutlich zu scheidende Komponenten zurück: er ist teils 1. Funktion des Quantums der zu vollziehenden (gleichartigen) Manipulationen überhaupt, gleichviel in welcher Zeiteinheit sie erfolgen, teils 2. Funktion der Geschwindigkeit der Arbeit, teils endlich 3. entspricht er dem Kraftverbrauch für »Leergang« bei der Maschine, d.h. er ist Folge der rein »passiven« Ermüdung durch die Nötigung des Verharrens in einer ganz bestimmten sitzenden oder stehenden, besonders oft wohl einer gebückt stehenden Stellung, wie sie die betreffende Arbeit als Voraussetzung[140] ihres Vollzuges erfordert. Daß die Arbeitszeitverkürzung unter allen Umständen diese letztere unproduktive Komponente der Ermüdung einschränkt, ist nach Abbé das entscheidende Geheimnis ihres Erfolges. – Die erste der drei in diesen Ausführungen enthaltenen Behauptungen ist mit der Kraepelinschen Ermüdungslehre gut im Einklang, aber deshalb auch der gleichen Kritik wie diese selbst (s. o.) ausgesetzt. Die dritte, die unbedingt Zutreffendes enthält, bezieht sich in ihrer jetzigen Formulierung durch Abbé wesentlich auf die von den Gewerbehygienikern sog. »statischen« Arbeiten, d.h. solche, die nicht eine wechselnde An- und Entspannung großer Muskelsysteme, sondern eine kontinuierliche gleichmäßige Haltung des ganzen Körpers (vor allem: Gebücktheit, – nicht: Stehen an sich), verbunden mit »dynamischer« Arbeit (= Bewegung) nur einzelner Muskeln fordern: nicht diese dynamisch arbeitenden Muskeln sind es in diesen Fällen, – z.B. bei Bäckern, Schustern, Schlossern, Schmieden, Plätterinnen, vielen Textilarbeitern überhaupt, vor allem beim Kohlenmachen im Liegen, auch bei der Arbeit in den Schleifereien, – welche Ermüdungs- und eventuell Uebermüdungserscheinungen zeigen, sondern die »statisch« beanspruchten: Krampfadern beistehend Arbeitenden, Kreuzschmerzen beim Schuster, Rückenschmerzen beim Bäcker. (Trotzdem wird aber, wo überhaupt die Wahl freisteht, das stehend Arbeiten meist, weil die Arbeit so »leichter von Hand geht«, vorgezogen). Aber nicht schlechthin alle Arbeit ist in dieser Art »statisch« gebunden und Abbés Formulierung dürfte einer erweiterten mehr psychologischen Formulierung zugänglich und bedürftig sein: es ist gewiß überhaupt, auch bei »statischer« Arbeit, nicht nur die Körperhaltung, sondern teils daneben, teils vornehmlich, die innere psychische oder psychophysische »Eingestelltheit« auf die Arbeit und die mit ihr als deren Kehrseite verbundenen Hemmungen aller Art, welche hier in Rechnung zu stellen wären. Es führt dieser Gesichtspunkt damit wieder in die Nachbarschaft bekannter Fragen der pädagogischen Hygiene: der Frage z. B: wie das passive Zuhören und Stillsitzenmüssen in der Schule bei sehr extensiver Inanspruchnahme der eigenen »Produktivität« des Gehirns, wie es die Massenschule mit sich bringt, eigentlich wirkt u. dgl. Es wird sich für die Schulhygiene kaum behaupten lassen, daß schon abschließende Erfahrungen vorliegen. Und für die industrielle Arbeit ist die Tragweite jenes[141] Abbéschen Gesichtspunktes, so anerkannt seine Bedeutung an sich ist, für die einzelnen Industrien noch sehr der Ermittlung bedürftig, die aber, wie gesagt, nicht auf die rein physiologische Seite der Sache beschränkt bleiben dürfte und vielleicht stets nur ein sehr relatives Maß von Exaktheit zulassen wird.

Den zweiten Teil seiner Theorie der Arbeitsermüdung endlich: über die Art des Einflusses der Geschwindigkeit des Arbeitstempos, hat Abbé nur ziemlich unbestimmt ausgebaut. Von erheblichem Interesse sind dagegen – gleichviel ob die Formulierungen Abbés in ihren Einzelheiten vor der Fachkritik dauernd bestehen werden, – seine daran geknüpften Ausführungen über die »automatische Anpassung« der Arbeit31, denen zahlreiche anderweite Erfahrungen entsprechen. In weitgehender Unabhängigkeit vom Wissen und Wollen der Arbeiter vollzieht sich darnach der Kräfteausgleich zwischen Leistung und Erholung derart, daß, bei gegebener Arbeitszeit, die Intensität der Arbeit einen dem Maß der dabei erzielten Erholung entsprechenden Grad erreicht. In der Tat hat man nicht selten den Eindruck, daß das Maß der Arbeitsleistung pro Arbeitsstunde, wenigstens bei bestehendem Akkordlohn, in ziemlicher Stetigkeit um ein jeweiliges Optimum herumpendelt, welches hinter der jeweiligen maximalen Leistungsfähigkeit des »psychophysischen Apparates« einer konkreten Arbeiterschaft um einen Bruchteil zurückbleibt, der, ohne, selbstverständlich, eine konstante Größe darzustellen, doch in größeren Durchschnitten nicht allzu stark schwankt, sondern sich lediglich durch Uebungseinflüsse, soweit und solange solche wirksam sein können, langsam erhöht. Sehr starke Anspannungen der Arbeiterschaft an einem Tage, in einer Woche, in einem Monat, scheinen – wir kommen darauf später zurück – fast stets von einem Kollaps der Leistung in einer meist etwas kürzeren, folgenden Zeitperiode (Tag, Woche, Monat) abgelöst zu werden. Erst nach dem Schwinden dieser Erschlaffung pflegt sich der Uebungsfortschritt zu zeigen. Und ebenso scheint andererseits bei absichtlicher Einschränkung der Arbeitsleistung seitens der Arbeiter (»Bremsen«) – wovon ebenfalls noch zu reden sein wird – die effektive Tagesleistung zwar längere Zeit herabgesetzt, aber dennoch der Uebungsfortschritt nicht ganz gehemmt zu werden: denn nicht nur pflegt, wenn, so oder so, der Anlaß zum »Bremsen« fortgefallen ist, eine[142] erhebliche Steigerung der Leistung gegenüber der Zeit vor dem »Bremsen« sich zu zeigen (was ja schon als direkte Folge von »Erholung« erklärlich wäre), sondern auch während des »gebremsten«, gemächlicheren, Arbeitens selbst pflegt ein Fortschritt der Leistung, langsamer allerdings als bei ungebremstem Drauflosarbeiten, stattzufinden. Daß im Endeffekt allerdings der Uebungsfortschritt bei »gebremstem« Arbeiten geringer ist als bei scharfer Anspannung, ist zwar nicht strikt erwiesen, mir aber in hohem Grade wahrscheinlich. Die Erfahrungen im Zeißwerk beim Uebergang zum Achtstundentag, wo die Arbeiter anfänglich mit aller Macht »gerannt« waren, um die nötige Intensivierung zu erzwingen, dann erschlafften und, nach ihrer Meinung, im früheren gemächlichen Tempo fortarbeiteten, dabei aber faktisch dennoch um mehr als 1/9 intensiver arbeiteten, als früher, ist bezeichnend genug, und ich bin nicht überzeugt, daß hier allein die Abkürzung der von Abbé als »Leergang« bezeichneten »statischen« Energieausgaben, welche durch die kontinuierlich gekrümmte Körperhaltung bedingt sind, und die Verlängerung der Erholungszeit verantwortlich sind. Es können sehr gut auch spezifische »Uebungs« einflüsse infolge des zeitweiligen »krampfhaften« Arbeitens mitspielen. Soviel ich an Arbeitskurven von Webern, die ich tageweise, wochenweise und monateweise durchrechnete, sehen konnte, pflegt das »Einarbeiten« in eine neue Sorte bei Akkordarbeit und leistungsfähigen und -willigen Arbeitern fast stets in einem scharfen Anlauf, auf den eine Erschlaffung folgt, der erneute Anläufe und Erschlaffungen sich anschließen, zu geschehen. Unter stetigem Schwanken wird von den Arbeitern so ein allmählich steigendes Durchschnitts-Niveau der Leistung erreicht. Wir werden dies Auf und Ab der Leistungen später näher zu beobachten haben und dann auch sehen, daß, wie es scheint, Arbeiter, welche in der Möglichkeit dieser Art der stoß weisen Willensanspannung und des »flotten« Arbeitens – z.B. durch immer erneute Zuteilung schlechter Ketten – unterbrochen werden, trotz notorischer Gewissenhaftigkeit abnehmende Rentabilität zeigen.

Doch davon später. Wir sind mit diesen etwas vorgreifenden Erörterungen bereits bei der Frage angelangt, ob und wie sich etwa die Arbeitsleistung zwischen den Arbeitstagen und weiterhin zwischen längeren Arbeitsperioden überhaupt verschiebt.[143]


Quelle:
Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitk. Hrsg. von Marianne Weber. Tübingen 21988, S. 136-144.
Lizenz:

Buchempfehlung

Arnim, Bettina von

Märchen

Märchen

Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«

116 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon