Falsches Licht

[367] Falsches Licht. (Mahlerey)

Dieser Ausdruk wird gebraucht, wenn ein Gemählde so gesezt wird, daß das darauf fallende Tageslicht dem zuwider ist, welches der Mahler in dem Gemählde angenommen hat; wenn das Licht von der rechten Seite auf das Gemählde fällt, in dem Gemählde selbst aber, als von der linken Seite einfallend, vorgestellt wird.

Das falsche Licht kann dem Gemählde viel Schaden thun, weil es die dunkeln Stellen heller, und die hellen dunkeler machen, folglich die Haltung und Harmonie vermindern kann. Die beste Stellung für die Gemählde ist die, nach welcher alle Theile desselben ein gleich starkes Licht bekommen, weil auf diese Weise das Helle und Dunkele in dem Verhältnis bleibet, das der Mahler ihm gegeben hat. Also müßte in Bildergallerien entweder das Licht gerade von vornen auf die Gemählde fallen; oder noch besser, da dieses in gewissen Stellen blendet, von oben, so daß es sich an alle Seiten des Zimmers gleich stark ausbreitet, so wie in dem runden Salon der Gallerie in Sans-Souci.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 367.
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