Quintsextaccord

[940] Quintsextaccord. (Musik)

Ein auf der Dominante des folgenden Grundtones, vorkommender dissonirender Accord, darin die Quinte und Sexte des Baßtones zugleich angeschlagen werden. [940] Er ist eigentlich die erste Verwechslung des wesentlichen Septimenaccords, der zum Schluß in eine Tonica gebraucht wird.1 Er hat seinen eigentlichen Siz auf der großen Septime, oder dem Subsemitonium des gleich darauf folgenden Grundtones; nämlich wenn man anstatt dieses Schlußes:

Quintsextaccord

diesen macht:

Quintsextaccord

Was also über diesen Accord zu sagen ist, findet sich bereits in den Artikeln Ausweichung, Cadenz und Septimenaccord, und was vom Gebrauch der wesentlichen Septime gesagt worden, gilt hier von der Quinte, sie sey die eigentliche, oder die falsche Quinte weil sie die eigentliche Septime des Grundtones ist.

Wir haben also hier weiter nichts anzumerken als daß noch andre Accorde mit Quint und Sexte vorkommen, die von diesem ganz verschieden sind. Nämlich erstlich ein Accord der aus dem Accord der Septime und None entsteht, wenn anstatt des wahren Grundtones dessen Quinte in den Baß gesezt wird. In diesem Accord ist nicht die Quinte, wie in dem ächten Quintsextaccord, sondern die Terz des Baßtones die Dissonanz, die Quinte aber ist die eigentliche None des Grundtones, wie aus folgendem Beyspiehle deutlich erhellet.

Quintsextaccord

Zweytens kommt in den Werken der französischen Tonsezer ein Quintsextaccord vor, den sie für einen wesentlich dissonirenden Accord zu halben Cadenzen brauchen. Hievon ist in einem eigenen Artikel das Nöthige gesagt worden.2

1S. Septimenaccord.
2 Sexte (dissonirende.)
Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 940-941.
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