Toscanisch

[1167] Toscanisch. (Baukunst)

Die Bauart, welche in den alten Zeiten, bey den Hetruskern im Gebrauch gewesen ist. Man hat kein altes Gebäude, an welchem sie vollkommen beobachtet worden. Die Säule des Kaysers Trajans, welche ohne Gebälke acht Säulendike hoch ist, und einen corinthischen Säulenstuhl hat, kann für kein Muster der toscanischen Säule gehalten werden. Die Amphitheater zu Verona, Pola und zu Nimes sind zu bäurisch, um zu Mustern zu dienen. Da nun auch Vitruvius sie nicht deutlich genug beschreibet, so ist das, was die Neuern für die toscanische Bauart ausgeben, eine von ihnen erdachte Sache. Von den Neuern haben sie in Frankreich la Brosse und Le Mercier, der erstere am Pallast Luxemburg, der andere im Palais royal angebracht; Mansard an der Grotte zu Versailles.

Darin kommen alle Baumeister überein, daß sie von allen Arten die einfacheste sey, und die wenigsten und einfachesten Glieder habe. Goldmann macht die toscanische Säule 16 Model hoch, dem Fuß giebt er eine runde Plinthe und einen Pfühl jedes von 1/2 Model hoch. Dem Knauff giebt er ausser dem Hals 3 Riemlein, einen Wulst und die Platte, und an dem Fries macht er hervorstehende Balkenköpfe, doch ohne Dreyschlize.1

Was sonst noch über die toscanische Ordnung zu erinnern wäre, ist bereits anderswo angezeiget worden.2

1S. Abschnit. S. 7.
2S. Ordnung S. 858.
Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1167.
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