Draufgehen

*1. Er geht drauf wie Bandel auf den Bär. (Köthen.)

Vor etwa dreissig bis vierzig Jahren soll am Weihnachtsmarkte in Köthen einem Menageriebesitzer ein junger Bär entlaufen sein und sich nach langem Umherirren endlich in eine sackförmige Gasse in der Nähe des Schlossplatzes geflüchtet haben, ohne dass jemand aus dem neugierigen Publikum gewagt hätte, sich ihm zu nähern. Der in jener Gasse wohnhafte Einwohner Bandel kam zufällig hinzu, schritt ohne langes Bedenken auf den Bär los und nahm ihn zum Erstaunen der gaffenden Menge fest. Dieser Vorgang soll zu der obigen Redensart Veranlassung gegeben haben.


*2. Er geht drauf wie der alte Fischer. (S. Aussehen 90.)

Der Rittmeister Fischer, welcher schon im Siebenjährigen Kriege als Trompeter unter Friedrich dem Grossen gedient hatte, zeichnete sich in der lützower Freischar durch ausserordentlichen Unternehmungsgeist aus. Angreifen und Draufgehen war sein Genuss. Je gefährlicher eine Unternehmung, desto mehr Reiz hatte sie für ihn. (Vgl. über ihn F.L. Jahn's Leben von H. Pröhle, Berlin 1858, S. 94 fg.)


[683] *3 Er ist draufgegangen, wie die Schätze von Czenstochau.Wurzbach I, 21.

Bevor Czenstochau von Mauern umgeben war, wurde es nicht selten der dort aufgehäuften Schätze wegen beraubt. Dies gab zu obigem Sprichwort Veranlassung.


*4. Er lässt etwas draufgehen.

Macht grosse Ausgaben, um »dick zu thun«.


[Zusätze und Ergänzungen]

*5. Er geht drauf wie Blücher.


*6. Er geht drauf wie der Bäcker auff die Semmel. (Braunschweig.)


*7. Er geht drauf, wie der Mops auf die Milchsuppe.


*8. Er geht drauf wie ein beltz auff seinn ermeln.Franck, II, 180a.


*9. Er geht drauff wie Butter an der sonnen. Franck, II, 180a.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1188.
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