Hanne

[350] Hanne, fasse Muth, die Russen kommen. (Brandenburg.)

Offenbar aus der Zeit, in welcher die Russen als Verbündete gemeinschaftlich gegen die Herrschaft der Franzosen kämpften. Das Wort wird bei verschiedenen Anlässen als Ermunterungszuruf angewandt.


[Zusätze und Ergänzungen]

*2. Bei menner Hanne ward ke Tobakfeuer gekriegt. (Grunau bei Hirschberg.)

Professor Palm erzählt den Ursprung dieser Redensart unter der Ueberschrift: Der Bauer auf Freiersfüssen, in folgender Weise: Am Sonntag Nachmittag oder am Feierabende des Wochentages macht sich der junge Freiersmann mit der kurzen Tabakspfeife auf den Weg zu dem Hause des Mädchens, auf das er ein Auge geworfen. Draussen an dem kleinen Schiebefenster stehend, das bei keinem Bauerhause fehlen darf, klopft er an und spricht: »Sed gebata im a Bissla Tobakfeuer.« Darunter birgt er die Anfrage an das Mädchen oder deren Angehörige, ob sein Eintritt erwünscht sei oder nicht. Wird ihm nun, oft nach langem Harren wegen vorgängiger Berathung drinnen, die Antwort: »Mer hon ke Tobakfeuer«, so bedeutet dies einen Korb, und der Freier entfernt sich. Ist dagegen die Werbung willkommen, so lautet die Antwort: »Kummt ock rei, an hult's Ich« (d.h. kommt nur herein und holt's Euch). Oft lautet die verneinende Antwort auch unwirscher als oben. Des Krämers Hanne in Grunau war ein schönes Mädchen, an dessen Schiebefenster oft geklopft wurde. Unwillig über die häufige Störung rief deshalb der Vater dem klopfenden Freier kurzweg die oben angeführte Redensart zu.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1406.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: