Sonntag

1. All Dage is kîn Sonndag. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 28.


[627] 2. Alle Dag Sinndag on ön e Mödd noch e Höllgedag.Frischbier2, 3536.


3. Am Sinndag grawe öss kein Sünd, denn öck heww e Krîz väre on e Krîz hinge. (Elbing.) – Frischbier2, 3535.

Es ist der Spaten mit der Krücke und der Rücken gemeint.


4. Am Sonntag bet' und sing', am Werktag schaff' dein Ding'.Simrock, 9595a.


5. Am Sonntag pflücken die Hexen solsequium, am Montag lunaria (Mondviole), am Dienstag verbena, am Mittwoch mercurialis (Bingelkraut), am Donnerstag barba Jovis (Donnersbart), am Freitag capelli Veneris (Frauenhaar) und am Sonnabend mischen sie die höllische Salbe.Illustr. Zeitung, Nr. 1381, S. 9.

Unter Angabe über die Bereitung der Hexensalbe.


6. Am Sonntag schaffen ist besser als am Werktag gaffen.

Dän.: Heller-dags syssel er mangen saa behagelig som uge-dags arbeyde. (Prov. dan., 278.)


7. Auf den Sonntag folgt gern der blaue Montag.

Frz.: Il n'y a pas de bonne fête, sans lendemain. (Lendroy, 1594.)


8. Auf fette Sonntage folgen magere Montage.


9. Der Sonntag ist mein, den lass' ich mir nicht nehmen.


10. Der Sonntag regiert die Woche.


11. Ein fetter (guter) Sonntag will einen guten Montag haben.

Böhm.: Tučná nedĕle ráda po mastném pondĕlku se ohlíží. (Čelakovsky, 59.)


12. Es ist kein Sonntag so quâd, die Sonne scheint früh und spat.

Holl.: Geen zaturdag zoo kwaad, of de zon schijnt vroeg of laat. (Harrebomée, II, 493a.)


13. Es ist nicht alle Tage Sonntag (Kirmes, Feiertag).Gaal, 1411.

Ein jüdisch-deutsches Sprichwort in Warschau enthält die Hoffnung auf einen so allgemeinen Festtag: Alle Jumim-tojwim (Feiertage) waren butel (aufgehoben) sein, nar Purim wett (wird) bleiben. Zur Zeit des Messias heisst es, werden alle Feiertage aufgehoben werden und nur der Freudentag Purim wird bestehen.

Frz.: Ce n'est pas tous les jours fête. (Kritzinger, 310b.)

Lat.: Non semper erit aestas. – Non semper Saturnalia sunt. (Philippi, II, 49.)

Poln.: Nie zawsże świętego Jana. (Masson, 311.)


14. Et äs nit alen Dâch Sangtich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 702.

»Solche Leute, die also gesinnet sind, gehören meistens in die Klasse derer, die gern wollten, dass alle Tage Sonntag wäre.« (Keller, 161a.)


15. Et es net ömmer Sonnig (Sonntag). (S. Fangtag 2, Fischtag Nachtr., Fleischtag, Jahrmarkt 7 u. 14, Kirchweihe 7 und Kirmes 6.) (Siegen.) – Firmenich, I, 519, 3; für Ovelgönne: Firmenich, III, 24, 12.


16. Et is nich alle Dâge Sunndag.Schambach, II, 187.

Einmal, um zu sagen, dass man nicht immer gut und bequem leben und nicht stets Glück haben könne, weil der Sonntag als ein glücklicher Tag gilt. Daher Sonntagskinder.


17. Et öss nich alle Dag Sinndag, et kömmt ok emol e Fierdag (Hölgedag).Frischbier2, 3537.


18. Ist's drei Sonntag vor Sanct-Jakob schön, wird gut Korn getragen auf die Böhn (Böden).


19. Ohne Sonntag kein Werktag.


20. Sonndag, kömste morgen, wie gêrn woll ek dech fieren. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 259; hochdeutsch bei Simrock, 9598.

D.i. Sonntag, kommst du morgen, wie gern wollen wir dich feiern. So sagt man zu Mädchen, welche vorgeben, nicht heirathen zu wollen.


21. Sonntag ist der Mädchen Tag, Montag und Dienstag ein Raubmörder, Mittwoch eine gute Frau, Donnerstag der Fleischtag, Freitag – Hungertag, Samstag der Kränze Tag.


22. Sonntags Regen und Montags gut, regnet es die Woche genug. (Euskirchen.) – Boebel, 125.

[628] 23. Sonntags werden die Schafe am übelsten gehütet.


24. Sontag – Sündentag.Herberger, Hertzpostille, Ib, 739.


25. Sundag maut1 de Katte ût den rechten Loke. (Grafschaft Mark.)

1) Môt, möt, muss. – Muss die Sache ins Reine gebracht werden.


26. Sünndâchs hinkt kên Dêrn. (Süderdithmarschen.)

Sonntags hinkt keine Dirne.


27. Sunntig und Wuche (Wuchtag) êne Kloft, do giht ma hisch zusommaa gerôfft. (Hirschberg in Schlesien.)


28. Wann 't des Sundags op'n Kerkpat regnet, dann wet 't de ganze Weke natt. (Sauerland.)


29. Wär den Sunndag wil glad1 härgân, mot den Sunnâbend bî der Wesche stân.Schambach, II, 518.

1) Geputzt, schmuck.


30. War Sunntigs garne woas Leckerfettziges isst, muss Montigs ne batteln gihn. (Hirschberg in Schlesien.)

31. Was der Sonntag erwirbt, schon am Montag verdirbt.

Wer am Montag vertrinkt, was er am Tage vorher verdient hat, der hat natürlich keinen Segen von der Sonntagsarbeit


32. Was der Sonntag will für Wetter han, das fängt sich all (schon) den Freitag an. (Köthen.)


33. Was man am Sonntag macht, hebt (dauert, hält) nicht.


34. Was man am Sonn- und Festtag spinnt, dasselb helt nicht, vnd bald zerrinnt.Sutor, 411.

Lat.: Quod festis netur, nihilari saepe videtur. (Fallersleben, 702; Binder II, 2876; Loci comm., 65; Schreger, 26.)

Schwed.: Helgedags arbetet richtar intet. – Sön dags spånad lyckas inte. (Grubb, 771.)


35. Was man am sonn- vnd festtag spinnt, dasselbe hilft nicht vnd all verswint.Zinkgref, IV, 395.


36. Was man dess Sontags spinnet, geräth nicht.Lehmann, II, 835, 151; Simrock, 9596.


37. Was Sonntag wird gesponnen, das hält nicht an der Sonnen.

Spricht den Gedanken aus, dass die Sonntagsarbeit keinen Segen bringe. Der amerikanische Geistliche Beecher sagte neulich in einer Predigt: »Es gibt Leute, die es für eine grosse Sünde halten, sich am Sonntag barbieren zu lassen und doch die ganze Woche nichts anderes thun, als ihre Nebenmenschen über den Löffel zu barbieren; Leute, die es für Sabbatschändung ansehen, am Sonntag ihre Schuhe zu schwärzen und doch die ganze Woche durch keine bessere Unterhaltung kennen, als den Charakter ihrer Nebenmenschen anzuschwärzen.« (Wächter am Erie vom 31. Oct. 1867.)

Holl.: Dat vaert al qualic, dat men des sondachs spint. (Tunn., 23, 18.)


38. Was Sonntags soll für Wetter sein, das tritt des Freitags Mittag ein.


39. Was Sonntags wird gesponnen, ist bald zerronnen.


40. Wat ener Sundags schpinnt (näht), helt nich.Engelien, 219, 81.

Holl.: Een zondags steek duurt geen week. (Harrebomée, II, 507b.)


41. Wat man Sunndags spinnt, glücket nig. Körte, 5581; Körte2, 6979.

Holl.: Het vaart al kwalijk, wat men zondags spint. (Harrebomée, II, 507b.)


42. Wat me den Sunndag plantet, hät sin Lêwe kenne Órt. (Waldeck.) – Curtze, 316, 33.


43. Wenn der weisse Sonntag einmal aus dem Kalender ist, kommt er nie mehr hinein.


44. Wenn 't 'n Sünndag rägent väör de Miss, so rägent ôk de Woch dörch wiss. (Altmark.) – Danneil, 268.


45. Wenn 't Sönndags regent unner de Misse, regent d' hêle Wäk wisse.Kern, 1251.


46. Wenn's am Sonntag regnet, so regnet's die ganze Woche.

Frz.: Du Dymanche au matin la pluye bien souvent la semaine ennuye. (Leroux, I, 65.)


[629] 47. Wenn's am Sonntag regnet vor der Mess, so kann's die ganze Woche nicht vergess'. (Frankenwald.)


48. Wenn's 'n Sunntag rag'nt vor der Maas', kons di ganz Wuch'n nit vergass. (Mainthal.)


49. Wenn's Sonntag sein wird, so wird's schon besser werden.

Trostwort für Menschen und Vieh, wenn's an den Wochentagen anhaltend schwere Arbeit gibt.


50. Wenn's Sonntags regnet und Montags auch, gibt's eine Woche, die taugt. (Euskirchen.) – Boebel, 125.


51. Wer am Sonntag am Hemde näht, der kann nicht zum Sterben kommen. (S. Sonntagsarbeit 3.)


52. Wer am Suntig Holz trät, chunt in Mo.Steiger, Sitten, I, 46.

Wer am Sonntag arbeitet, kommt in den Mond.


53. Wie der Sonntag, so die Woche.

Holl.: De zondag maakt de week. ( Harrebomée, II, 507.)


*54. Aus dem Sonntag einen Sündentag machen.

Holl.: Zij maken van den zondag een zondendag. (Harrebomée, II, 508b.)


*55. De wull wol dat et alle Dag Sündag un Êten un Drinken en Handwark wêr. (Holst.) – Schütze, IV, 339; Körte, 4358b.


*56. Den Sonntag aus der Woche streichen.

Das Angenehmste und Beste von einer Sache wegnehmen.

Lat.: Ver ex anno tollere. (Erasm., 411; Binder II, 3496; Manutius, 1102.)


*57. Der weisse Sonntag ist nicht mehr in ihrem Kalender.Parömiakon, 2475.

Ihre Unschuld ist verloren.


*58. Er geht Sonntags und Werktags in Einem Rock wie die Laus.


*59. Er hat alle Tag Sonntag und am Sonntag Kirchweihe. (Böhmerwald.)


*60. Er hat immer Sonntag und in der Woche einen Feiertag.Klix, 84.


*61. Es ist der schwarze Sonntag.

»Der gemeine Mann nennet den Sonntag Judica den schwartzen Sontag; denn in der Historia von des HERRN Jesu Leiden wird gemeldet, wie die vnbarmhertzigen Juden den HERRN ins schwartze Register und Todtenbuch geschrieben haben.« (Herberger, Hertzpostille, Ib, 313.)


*62. Ja, auf den ersten Sonntag, der mitten in die Woche fällt.

Holl.: Op den eersten zondag, die midden in de week komt. (Harrebomée, II, 508a.)


*63. Ja, bis Sonntag früh. – 16. Jahrhundert.


*64. Komm, Sonntag; komm, Sonntag!

Diese Einladung hören Schlosser und Schmiede heraus, wenn »unter drei Hämmern« geschmiedet wird.


*65. Sonntags und Montags denselben Rock tragen.


*66. Wenn zwei Sonntage in Einer Woche kommen.

Wird irgendetwas geschehen, d.h. nie.

Dän.: Naar der kommer to søndage i en uge. – Til den 30. Februarii. (Prov. dan., 519.)

Engl.: When two sundays meet (come together). (Bohn II, 179.)

Holl.: Als ik u weder bid zoo zullen er wel twee (zeven) zondagen in de week komen. (Harrebomée, II, 507b.)


[630]

67. Am Sonntag zum schwarzen Rössl, am Mondtag zum blauen Kessl, am Erchtag zum gulden Lampel, am Mittwoch zum grünen Kampel, am Donnerstag zur gulden Sonn, am Freytag zum wilden Mann, am Samstag zur schönen Linden lass ich mich beym Sauffen finden.Schreger, 517.


68. Der Sonntag ist der langweiligste Tag in der Woche, sagte der Student, man kann nicht einmal ein Colleg schwänzen.


69. Nur am Sunnda, sagte der Bube, als man ihn fragte, ob sich seine Aeltern oft rauften, unter der Wochen is der Vada am Feld und d' Muada im Stall, da habens ka Zeit.


70. Sonntags soll man in die Kirche gehen und Gottes Wort hören.

Poln.: A wniedziele bądz w kościele słuchaj słowa Božego. (Frischbier, 4308.)


71. Sonntag – Sündtag; Sabbath – Schlabtag; Feyrtag – Fewrtag.Dietrich, II, 698.


72. Sünndags blau, Maandags flau, Dingsdags nau, un Middeweken, Dönnerstags Ver dênst bereken, Frîdags nix in Tasch to steken, Sünnab'nds na de lange Rau eben wedder 'n sanften Dau, oder natt bet an de Mau, das is ok en Wekenschau.Plattdütscher Husfründ, II, 16.


73. Wer nicht am Sonntag trug einen Rausch nach Haus, dem Hundsfott weich am Montag aus.Neue Freie Presse, Nr. 4576.

Die Rumänen, welche dies behaupten, gehen also noch weiter als die Deutschen, welche blos sagen: Wer niemals einen Rausch gehabt u.s.w.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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