Rein

1. Alles muss mir rein sein, sagte die Frau, und zog die Maus aus dem Schmantdüppen, strich den Schmant ab und that ihn wieder hinein. (Sauerland.)


2. Bistu nicht rein, so sündige allein.Lehmann, II, 48, 45.

It.: La roba sta con chi la sà tener a se.


3. Dat maut (muss) mi alle raine sin, sach de Frau, doa sstriegede (streifte) se de Katt üäwer der Käirne af. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255, 34; Woeste, 62, 11.


[1637] 4. Dat maut mi raine sin, sach de S'lächtersfrau, doa trock se 'n Duimlink (Däumling) iut der Wuoarsst (Wurst). (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255, 17.


5. Dat môt mi reine sin, sagte de Frau, da trock se ne Katte ût der (Butter-)Kearne un strîpede se aw. (Paderborn.) – Hoefer, 238a.


6. Der bleibt selten rein, der mit fünf Dingen wird gemein: mit kleinen Kindern, weichen Eiern, rothen Füchsen, schachernden Juden und alten Büchsen.

»Von roten Füchssen, Juden alt, von alten Vetteln vngestalt, von weichen Eyern, jungen Kinden, thut man gar selten einen finden, er sey auch, wie er will, geflissen, das er kumm dannen vnbeschissen.« (Waldis, IV, 8.)


7. Furt mit di, rein mütt ick 't hebben, sär dei Fru und schlög dei Säg (Sau) mit 'n Rômläpel (Rahmlöffel) up dei Schnut (oder: för'n Hinnern).Peik, 204, 100.


8. Halt' dich fein rein, sei gern allein, lass andre sein, getreu es mein', willst du werth gehalten sein.Eiselein, 641.


9. Halt dich rein, acht dich klein, mach dich nit gemein, sei gern allein.Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 7; Schottel, 1133a.


10. Halt dich rein, acht dich klein, sei gern mit Gott und dir allein und mach dich nicht gar zu gemein.Froschm., VII; Schottel, 1133a; Simrock, 8390; Körte, 5047; Grubb, 543.

Dän.: Hold dig reen, agt dig kleen, vær gierne alleen, med Gud gemeen, i kirken andægtig, til hove prægtig, i sager rigtig, hos herren forsigtig. (Prov. dan., 297.)


11. Halt dich rein, acht dich klein, sey gern allein, sey mit Gott gemein, soll dir wol sein. Zinkgref, IV, 394.


12. Halt dich rein, bleib gern allein, mach dich nicht so gemein, wiltu wehrt gehalten sein.Lehmann, 153, 8; Petri, II, 369; Zinkgref, IV, 369.

Lat.: Qui se exaltat, humiliabitur. (Chaos, 362.)


13. Halt dich rein und acht dich klein, sei gern allein mit Gott gemein.Mayer, II, 49.


14. Halt dich rein vnd acht dich klein, sei gern mit Gott vnnd dir allein vnnd mach dich niemand zu gemein, so wirst in Fried vnnd ruhe sein.Lehmann, 589, 12; Sailer, 129.


15. Hat man noch so rein gerecht, man findet noch kleine Steine.

Holl.: Hoe rein men geharkt heeft, nog vindt men steenen. (Harrebomée, II, 303a.)


16. Ist einer nicht Rein, so Sündige er doch nur allein.Lehmann, 741, 31.


17. Rein, ganz un selwer gemacht, dat is de beste Bûrendracht. (Waldeck.) – Curtze, 320, 86.


18. Rein im Hause, rein am Leibe ist ein goldener Schmuck am Weibe.Mecklenb. Kalender (Rostock 1856).


19. Rein ist besser als fein.


20. Rein liebt rein, drum darf man nicht fragen, warum die Jungfräulein gern weisse Kleider tragen.Gerlach, 151.


21. Rein und ganz gibt auch schlechtem Tuche (grobem Zeuge) Glanz.Müller, 50, 1; Simrock, 5726; Körte, 3423; Körte2, 6084; Ramann, I. Pred., IV, 4; Ramann, Unterr., IV, 27; für Waldeck: Curtze, 328, 165.

Poln.: Czysta suknia, choć nie wiele warta, odświętna jest, gdy niepodarta. (Lompa, 9.)


22. Rein und ganz ist des Armen Glanz.Simrock, 8388; Körte, 5045.

Böhm.: Třeba chudobnĕ, jen když čistotnĕ. (Čelakovsky, 295.)

Frz.: La properté est la parure du pauvre. – Si l'habit du pauvre a des trous, celui du riche a des taches.

Lat.: Quamquam hic eget, munda tamen vasa habet. (Bovill, I, 96.)

Poln.: Choć ubogo, byle chędogo. (Čelakovsky, 295.)

[1638] 23. Rein und keusch, faul und säuisch sind gern beisammen.

Holl.: Net bij kuisch, en mors bij vuil, valk met valk en uil met uil. (Harrebomée, I, 457a.)


24. Rein will kurtzumb rein g'halten sein.Beeren, 156.


25. Was rein, wird schnell gescheuert sein.

Schwed.: Rent är snart twättad. (Grubb, 682.)


26. Wenn auch nicht rein, so doch geheim, sagen die Jesuiten.Klosterspiegel, 39, 16.


27. Wenn nicht rein, doch vorsichtig.


28. Wer rein ist, braucht sich nicht zu waschen.

Der Schuldlose nicht zu entschuldigen; denn: Qui s'excuse, s'accuse.

Dän.: Hvo som er reen, tør ei toe sig. (Prov. dan., 469.)


29. Wer sich nicht rein weiss unter der Haube, der mache sich bald aus dem Staube.


30. Willst du werden rein, so schicke nicht den Nachbar ins Bad hinein.Gubitz, Volkskalender, 1858.


31. Wo nicht rein, so sei doch fein.Eiselein, 526; Simrock, 8389.

It.: Si non caste, saltem caute. (Eiselein, 526.)


*32. Er hat sich rein gewaschen.

Lat.: A bis septem undis. (Philippi, I, 2.)


*33. Er ist so rein wie ein Bock zum Michelstag.


*34. Er ist so rein wie ein Fischkorb.

Die stets schmuzig und stinkend sind. In Frankreich sagt man zu einer Person, die schmuzige Wäsche trägt: Il porte le deuil de sa blanchisseuse.


*35. Hä ess esu rên wie en Og. (Bedburg.)

Besitzt so wenig, als ein Auge aufnimmt; ist blutarm.


*36. Hä weld en rên wäsche. (Bedburg.)


*37. He es so rein as en Duw (Taube), die de Poken het. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 234.

Von einem, dessen Gewissen nicht ganz sauber ist, sagen die Italiener: Hat einer Bindfaden, so wickle er ihn auf einen Knaul. Chi ha spago, aggomitolo.


*38. He is raine unnern Buorstlappen. (Iserlohn.) – Woeste, 82, 19.

Ehrlich, redlich.


*39. Rein, lauter und fein.Mathesy, I, 8a.


*40. Rein, lauter und klar.Paternoster.


*41. Rein wie ein Katzenteller.


*42. Rein wie eine Perle.


*43. Rein wie Fischbein.


*44. S' îs a su rään wi Krâtschm'rsch Tîrgreff'l. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.

Sie ist so rein wie der Thürgriff des Kretschmar. Der Ruf ihrer Sittlichkeit ist sehr angefochten.


*45. Sie ist so rein wie die Sonne am Himmel. Klix, 76.


*46. So rein, als hettens die Tauben zusammengelesen.Mathesius, II, CCLXXII; Rebhaus, 47, 69.


*47. So rein wie das venedische Glas.Grimmelshausen, Teutscher Michel.


*48. So rein wie ein Bocks(oder Säu-)aug. (Daun.)


*49. So rein wie ein neugeboren Kind.

Die Alten sagten von einem völlig unbescholtenen Menschen: Reiner als ein Steuerruder, weil das Ruder beständig in den Wogen abgespült wird.

Holl.: Zoo rein als een pas geboren kind. (Harrebomée, I, 408a.)


*50. So rein, wie ein neugeboren, unabgelecktes Kalb.

Poln.: To takie, jak ciele nie oblizane. (Lompa, 32.)


[Zusätze und Ergänzungen]

51. Das ist rein unmöglich, wie ein Schwein, sagte Klaus.


*52. Er ist nicht rein auf der Lunge. (Köthen.)

D.h. er hat keinen lautern Charakter.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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