Rein [3]

[8] Rein, 1) von Schmutze frei; 2) von einer schmutzigen ansteckenden Krankheit frei; 3) nach den Vorschriften mancher orientalischen Religionslehren, nicht mit unreinen Gegenständen in Berührung gekommen, u. von Thieren solche, deren Fleisch man essen darf; 4) von Fehlern, Vergehungen u. Schuld frei, bes. frei von den Vergehungen wider die Gesetze der Keuschheit; 5) von Tönen, weder zu hoch, noch zu tief; 6) in canonischer Hinsicht heißen Intervallen rein, um die Verhältnisse zu bestimmen, in welchen die Intervallen rein ausgeübt werden, so wird z.B. ohne Rücksicht auf Temperatur die reine Quinte in den Verhältnissen 2/3 ausgeübt; der Tonsatz heißt rein, in welchem alle grammatischen u. orthographischen Regeln beobachtet sind; 7) Gegensatz von verstimmt (unrein), einzelne Saiten, welche nicht egal schwingen, od. wenn mehre Instrumente gegen einander zu hoch od. zu tief stehen; 8) frei von fremden Beimischungen u. Zusätzen; 9) von geistigen Gegenständen das, was keinen dem Begriffe dessen, wovon die Rede ist, fremdartigen Bestandtheil enthält. So spricht man von reiner Schönheit, reiner Harmonie, reiner Mathematik (d.h. der Untersuchung der Größenverhältnisse blos an sich selbst); ebenso sprach Kant von reiner Vernunft, reinen Vernunftbegriffen, im Gegensatz zu denen, welche ihren Inhalt aus der Erfahrung entlehnen, od. mit solchen empirischen Elementen verbunden sind; 10) rein Jagen, Jagen, bei welchem man nur einerlei Wildart zu erlegen sucht; 11) rein arbeiten, einen Hund nur auf einerlei Wildart abrichten; 12) von der Hirschfährte, wenn sie vollkommen ausgedrückt ist; 13) rein belegt, von einer Hündin, mit einem Hunde derselben Race begattet; 14) ein Schiff, von dessen Verdeck alle Gegenstände weggeräumt sind, od. welches erst vor Kurzem getheert worden ist; 15) so v.w. Netto, so reines Einkommen so v.w. Netto-Einkommen, s.u. Einkommen 9); 16) reine Hitze, intensive Hitze, bei welcher die von der Steinkohlenasche sich bildende Schlacke so vollkommen schmilzt, daß sie sich nicht an das Eisen anlegt; 17) in der Weberei reines Fach, wenn Ober- u. Unterfach zwei genaue Ebenen bilden u. aus dem Oberfach keine Fäden in das Unterfach herabhängen; 18) in der Musterweberei reine Schnürung, Verbindung der Schäfte mit den Tritten in einer solchen Weise, daß zu jedem Schusse alle Schäfte bewegt werden müssen, die des Oberfachs hinauf, die des Unterfachs herab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 8.
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