Landvogt

1. Ach wär' i Landvogt, wie wett i d' Bure strofe; wie wett i d' Lüt zwinge, dass s'mer müesstid Geld is Hûs bringe; wie wett i d' Lüt bocke ond ene 's Geld onder de Negle vöra drocke.Sutermeister, 30; Eiselein, 409.

Auch dieser, auf Bedrückung hinausgehende Wunsch hat seine Entstehung in dem alten Landvogtei-Wesen der Schweiz.


2. Die Landvögte haben der Schweiz die Freiheit gebracht und werden sie wieder darum bringen.Kirchhofer, 106, 107.

Das Landvogtei-Wesen war den Schweizern stets ein grosses Aergerniss; und es konnte daher nicht fehlen, dass die Volksstimme und der Volkswitz das Streben und Thun der Landvögte in Sprichwörtern zu charakterisiren suchte. Die Landvögte Gessler und andere seinesgleichen brachten die Freiheit, weil das Volk ihrer Tyrannei müde war.


3. Thu pfad, der Landvogt kommt. (Schweiz.) – Kirchhofer, 106, 107.

Manche Landvögte der gemeinen Herrschaften mussten ihre Stellen von dem Volke mit schwerem Gelde erkaufen und sahen auf nichts anders, als wie sie in der kurzen Zeit ihrer Regierung viel Geld erwerben könnten; daher im Thurgau der warnende Zuruf: Thu' pfad u.s.w., d.h. Thu' gemach, sei vorsichtig, lass nicht sehen, dass du Vermögen hast, oder der Landvogt sucht dich darum zu bringen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1782.
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