Schlehe

1. Einer greift nach Schlehen, der andere nach Pflaumen.

Böhm.: Jak se komu líbí, jednomu trnky, druhému slívy. (Čelakovsky, 280.)

Slow.: Komu sa ako lúbí, komu kapusta, komu hlúby. (Čelakovsky, 280.)


2. Sau lange de Slänen vor Maidage bläumet, sau lange werd det Kôren vor Jakobsdage rîpe.Schambach, II, 649.


[232] 3. So lange die Schlehen (Schlehdorn) vor dem Mai blühen, um so viel Tage vor Jakobi (25. Juli) beginnt die Roggenernte.


4. Wenn die Schlehen und Holtz-Aepffel nicht gerahten, so haben die Hessen (s.d.) weder zu sieden noch zu braten.Schola curiositatis; Berckenmeyer, 249; Simrock, 4692.

Von der Unfruchtbarkeit Hessens. Man weiss, wie man solche sprichwörtliche Urtheile über Völker, Länder, Oerter zu verstehen hat. Wie es scheint, wissen aber die Hessen mit den Schlehen gut auszukommen, eingedenk des russischen Sprichworts: Wer den Schlehdorn verachtet, dem reiche keinen Schlehenwein. (Altmann V, 99.)


5. Wer in Schlehen beisst, dem schmeckt's nicht wie Melonen (Pfirsichen).

In Aegypten sagt man in ähnlichem Sinne: Wenn du in die Rinde des Gummibaums schneidest, so glaube nicht, dass du Palmensect in deine Krüge füllen werdest.


*6. Die Schlehen blühen.

Um zu sagen: Es ist kalt, weil zur Zeit der Schlehenblüte die Temperatur der Luft in der Regel eine niedere ist.


*7. Einem eine Schlehe zur Erquickung geben.

Frz.: Au mal autru la belorce. (Leroux, I, 38.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 232-233.
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