Toast

* Auf den werde ich keinen Toast ausbringen.

Ueber den Ursprung des Wortes »Toast« sagt das Athenäum: »Ursprünglich war der Toast materiell und hatte nichts mit Empfindung zu thun; er war das Stückchen braunen Zwiebacks, welches in jeder Bowle Punsch schwamm. Als in König Wilhelm's oder König Anna's Tagen die modischen Nichtsthuer in Bath sich im heissen Wasser bewegten, ihre Chocolade von schwimmenden Korkbretern einnahmen oder auf unsichtbaren Sesseln sitzend, die Gazette lasen, wurden sie durch die Erscheinung einer Nymphe entzückt und in Staunen gesetzt, welche in einem höchst koketten Anzuge in das Bad kam und glänzend wie Amphiterite selbst aussah, wenn sie im Meer einherschwamm. Die feinen Herren ganz besonders ehrten sie in der derben Art und Weise jener Zeit. Sie tauchten ihre Tassen in das Wasser so nahe als möglich der Stelle, wo die entzückende Nymphe stand und tranken es zu ihrer Ehre und ihrem Ruhm aus. Unter den eifrigen Zuschauern der Galerie befand sich ein junger Mensch im gländzendsten aller Geburtstagsanzüge, mit Schönheitspflästerchen, Puder und Degen, und rief, diesen ziehend, mit allen Blumen und Figuren der Redekunst, die damals gang und gäbe waren, aus, dass er sich einen Kukuk aus der Flüssigkeit mache, dass er aber entschlossen sei, den Toast darin kosten zu wollen. Damit meinte er die Dame im Bade, welche der Stutzer in solcher Weise mit dem grössten Zwieback verglich, der damals zum Punsch gehörte. Da der Sprecher aussah, als wolle er seine Rede zur That machen, so entstand ein allgemeines Auseinanderstieben der Wassernymphen mit obligatem Geschrei und athemloser Pause in der Flucht, eben sowol zur Verfolgung einladend, als anscheinend sie fürchtend. Die Geschichte verbreitete sich in der Stadt und von dem Tage an wurde das Wort Toast auf die Dame angewandt, zu deren Ehre man trinken wollte, bis es nach und nach die Worte bezeichnete, in denen diese Ehre ausgedrückt wurde.« (Illustr. Welt, Stuttgart 1868, Nr. 23, S. 288.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1218.
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