Undankbarer

1. An Undankbaren ist alle Wohlthat verloren.


2. Beim vndanckbaren verdient man Danck, alss wie der so Erbss auff die Stiegen strewet. Lehmann, 811, 15.


3. Den vndanckbaren ist alle Welt feind, ja er ist jhm auch selbs kein freund.Henisch, 643, 40.

Lat.: Ingratus atque est omnibus odio, ac sibi. (Henisch, 643, 41.)


4. Der Undankbare ist eine sandige Wüste.


5. Ein Undankbarer weiss niemand Dank.


6. Ein Undankbarer zählt nicht unter die Menschen.

Lat.: Homini non referre simile id homicidio. (Philippi, I, 179.)


7. Ein vndanckbahrer meint, was man jhm guts thut, man habe es thun müssen.Lehmann, 812, 28.


8. Ein vndanckbarer ist nicht werth, das man jhn mit eim Strowisch ehrt.Petri, II, 232; Dove, 936.

9. Ein vndanckbarer ist wie ein dürrer windt, der die Brunnen ausstrucknet vnnd erseigert. Lehmann, 812, 29.

Engl.: An ungrateful man is the worst of men. (Gaal, 1567.)

Lat.: Nil terra ingrato pectore pejus alit. (Gaal, 1567.)


10. Ein vndanckbarer lest seine bürgen stecken.Petri, II, 232; Henisch, 562, 58.


11. Ein vndanckbarer schadt zehen armen. Franck, I, 69b; Lehmann, II, 132, 205; Körte, 6130; Simrock, 10636.

Lat.: Ingratus unus miseris omnibus nocet. (Franck, I, 69b; Henisch, 643, 24.)


12. Einem vndanckbaren gutes thun, vnd eine Schlange im Busen tragen, ist eins so gut als das andre.Petri, II, 178; Henisch, 643, 28; Gaal, 1570.


13. Einem vndanckbaren kann nimmer hold werden, was ist im himmel vnd auff erden. Henisch, 643, 17.


14. Einem vndanckbaren wolthat thun, gilt ebenso viel als ein vbelthat.Lehmann, 910, 40.

Dän.: Det er alt forlaaret hvad godt man gjør en utaknemmelig. (Prov. dan., 179.)

Holl.: Van der ondankbaren logis heeft men noch loon noch prijs. (Harrebomée, II, 134.)


15. Einen Undankbaren hält sich jeder zehn Schritte vom Leibe.

Lat.: Omnes immemorem beneficii oderunt. (Cicero.) (Philippi, II, 67.)


16. Es macht ein vndanckbarer, das zehen müssen entgelten.Henisch, 644, 40.


17. Man thu dem vndanckbaren, was man will, so ists doch als verloren spil.Loci comm., 93; Henisch, 643, 30; Petri, II, 469; Zinkgref, IV, 406.

Dän.: Takkeløs mand giør aldrig takkelig gierning. (Bohn I, 400.)

It.: Mal frutto coglie, chi serve a gente ingrata. (Gaal, 1570.)

Lat.: Quod facis ingrato, certo perit undique fato. (Gaal, 1570; Chaos, 330; Loci comm., 93; Sutor, 303.)


18. Trüg man den vndanckbaren gen Rom vnd setzt jhn vorm Thor vnsanfft nider, so were aller danck verlohren.Lehmann, 810, 6.


19. Was dem Undankbaren dreimal aus Liebe geschieht, fordert er das vierte mal als Schuldigkeit.

[1425] 20. Was man einem Undankbaren thut, ist alles verloren.Simrock, 10639.


21. Was man vndanckbaren guts erzeigt, ist alles vbel angelegt.

Holl.: Het is den ondankbare kwaad deugd doen. (Harrebomée, II, 134b.)

Lat.: Ingrato quod agis, hoc semper et undique perdis. (Loci comm., 93; Sutor, 305.)


22. Wenn du einem Undankbaren die Stiefeln schmierst, so wird er sagen, du verbrennst sie ihm.

Frz.: Graissez les bottes d'un vilain il dira qu'on les lui brûle. (Gaal, 569.)


23. Wenn du einen Undankbaren nach Rom trägst und setzest ihn unsanft nieder, so sieht er dich schel an.Müller, 63, 1; Seybold, 588.

It.: Dispicca l'impiccato che impicchera poi te. (Gaal, 1569.)


24. Wenn man den vndanckbaren voll macht, so kotzt ers wieder für die Füsse (speit er's einem ins Gesicht).Lehmann, 810, 4; Simrock, 10638; Körte, 6111.


25. Wer dem Undankbaren schenkt, schmeisst seine Gabe in den Schlamm, der ihn dafür besudelt.


26. Wer einem Undankbaren Gutes thut, der schüttet Wasser in Sand.

Wohlthaten verlieren sich bei ihm, wie Wasser im Sande.


27. Wer einem Undankbaren Gutes thut, und die Bienen ins Bad trägt (oder Ameisen ins Bett streut), die haben gleichen Dank.


28. Wer einen Undankbaren sechs Tage zu Tische bittet und ihm am siebenten nichts gibt, der hat ihm nichts gegeben.

Die Araber sagen: Wer Unwürdigen wohlthut, hat nichts anderes zu erwarten als der einer Hyäne Zuflucht gibt. (Körte, 5282d.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1425-1426.
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