Unglücklich

1. Es ist nicht jeder so unglücklich als er meint.

Holl.: Men is zelden zoo ongelukkig, als men zich verbeeldt. (Harrebomée, II, 136b.)


2. Unglücklich im Spiel, glücklich in der Liebe.

Holl.: Ongelukkig in het spel, gelukkig in de liefde. (Harrebomée, II, 287a.)


*3. Machen Sie mich nicht unglücklich, ich bin eine arme Bürgerstochter aus der Zapfengasse. (Hirschberg.)

Ist in Hirschberg eine gewöhnliche Redensart, die gebraucht wird, wenn jemand eine ungehörige Forderung an eine Person richtet. So viel ich vernommen, ist sie daher entstanden, dass einst ein Mann von [1459] Ansehen einem Mädchen ungebührliche Dinge zumuthete, das aber endlich in das Ansinnen willigte, jedoch mit der angeführten Redensart bat, sie vor den mislichen und ihrer äussern Ehre (gutem Ruf) nachtheiligen Folgen möglichst zu schützen. Ich habe die Redensart z.B. von Hausfrauen im Scherz anwenden hören, denen der Mann, wenn die Küche eben gar nicht darauf vorbereitet war, plötzlich Gäste zuführte.

*4. Nun sin eck doch so unglücklick oss 'n Worm am Tune. (Lippe.)

D.h. sehr unglücklich, weil mir dies begegnet, dies Uebel mich betroffen hat, fühle ich mich so unglücklich, wie ein Wurm am Zaun.


*5. So unglücklich wie ein Maulesel vom Einfischthal. (Wallis.)

Unglücklich wie Patkul: Nieszczęśliwy jah Patkul, Joh. Reinh. Patkul wollte sein Vaterland von der schwedischen Herrschaft befreien und wandte sich zuerst an August von Polen und später an Peter den Grossen von Russland, unter dem er von Karl XII. von Schweden gefangen genommen, gerädert und dann geviertheilt wurde. (Vgl. Vseslovanské pocátocni cteni, I, 82.) Da in dem walliser Einfischthale die Sitte herrscht, den Nachlass des Vaters zu gleichen Theilen unter die Kinder zu vertheilen, der Vater aber nicht selten mehr Kinder als Maalesel hinterlässt; so ist das Los eines solchen Geschöpfes, aus dem jeder Erbe den möglichst grössten Nutzen ziehen will, nicht beneidenswerth. (Vgl. den Aufsatz über das Einfischthal in der Zeitschrift Natur, 1856, S. 422.)


[1460]

6. Der ist unglücklich zu jeder Frist, wer nicht gern zu Hause ist.Devisenbuch, 237.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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