Bär (1), der

[726] 1. Der Bär, des -en, plur. die -en, Fämin. die Bärinn. 1) Eigentlich, ein großes fünfzehiges fleischfressendes Thier der mitternächtigen Länder, welches sich durch seine zotigen Haare, seinen breiten und großen Leib, und durch seine brummende Stimme leicht von andern Thieren unterscheidet. Einen Bären anbinden, im figürlichen aber niedrigen Scherze, Schulden machen, vermuthlich in Anspielung auf eine nunmehr unbekannte Geschichte eines Bärenführers. Im Österreichischen hingegen bedeutet, einem einen Bären anbinden, ihm etwas weiß machen. 2) Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, zwey nördliche Sternbilder, deren eines, welches der große Bär genannt wird, unter allen das kenntlichste ist, und bey uns niemahls untergehet. Das andere, oder der kleine Bär, stehet dem Nordpole am nächsten. S. auch der Wagen. 3) In einigen Gegenden, ein unverschnittenes männliches Schwein, ein Eber, vulg. Beier, Bier.

Anm. Der Nahme dieses Thieres lautet im Oberdeutschen Par, im Niedersächsischen Baar, im Engl. Bear, im Dän. Biorn[726] und im Schwed. Björn. Man könnte denselben mit Frischen füglich von dem alten baren, brummen (S. Barde) ableiten, weil sich dieses Thier durch seine brummende Stimme von andern sehr deutlich unterscheidet; wenn man nicht wüßte, daß Bär eine Art eines allgemeinen Nahmens gewesen, welchen man in mehrern Sprachen verschiedenen großen Thieren gegeben. Im Hebräischen bedeutet Par einen Ochsen, Pere den onager, und Pered einen Maulesel. Im Chaldäischen ist Beira der Nahme des Elephanten, welchen die Sabiner und alten Lateiner Barrus nannten, und die Indianer noch jetzt Barre nennen. Das Arabische Phar wird, so wie das Deutsche Farr, von einem Stiere gebraucht. Ein wilder Hirsch heißt im Pohlnischen Ber, und ein Eber, wird nicht nur im Oberdeutschen Par, oder Saupar, zum Unterschiede von dem Bären oder Tatzpar, sondern auch im Englischen Boar, im Angelsächsischen Tambar, gleichsam zamer Bär, im Niedersächsischen Beer, im Longobardischen Pair, im Lateinischen Verres und im Griechischen θƞρ genannt. S. Eber, Farr und Pferd. Bey diesem Unbestande, der mehrern Nahmen der Thiere gemein ist, wie schon bey dem Worte Bacher bemerket worden, und bey dem hohen Alterthume des Wortes Bär, wird es schwer seyn, dessen eigentliche Bedeutung zu erforschen, obgleich einige auf das Hebräische בעיר und בער, ein wildes Thier, andere auf das Griechische θƞρ, in eben der Bedeutung, oder auf βειρος, zotig, und noch andere auf das alte bären, tragen, gefallen sind. Im Oberdeutschen wird der Bär auch Bätz genannt; S. dieses Wort. Die Art der Abänderung der Bär, des -es, plur. die -e, ist nur in einigen Mundarten üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 726-727.
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